Corona-Fälle bei Gegner Aue: Das mysteriöse Aus des HSV-Heimspiels
Am Ende des Sonntags hatten sie alle 90 Minuten Fußball in den Beinen, nur eben auf ganz andere Weise, als erwartet. Statt im Volkspark gegen Erzgebirge Aue die Tabellenführung zu verteidigen, mussten die Profis des HSV vormittags zum Training antanzen. Der erste Corona-Ausfall dieser Saison und lange Gesichter. Noch dazu einer, der bis kurz vor dem geplanten Anpfiff für Rätselraten sorgte.
Alles für die Katz. Diese Gedanken werden Daniel Thioune begleitet haben, nachdem er am Sonnabend um kurz nach 22 Uhr die Nachricht erhielt, die sein Wochenende gehörig durcheinanderwirbelte. Tagelang hatte sich der Trainer des HSV in die Analyse gestürzt um den Gegner zu sezieren, auch am Sonnabend noch. Dann kam der Anruf von seinem Sportvorstand Jonas Boldt. „Er hat mich darüber informiert, dass es so aussieht, dass wir nicht spielen können“, erklärte Thioune, der wenig später dann Gewissheit hatte und kurzerhand ein internes Trainingsspiel für den Sonntag ansetzte.
Aue erbat Hilfe bei den HSV-Medizinern
Der Spielausfall gegen Aue. Gleich zwei positive Corona-Fälle kommunizierten die Erzgebirgler am Sonnabend und reisten daraufhin wieder aus Hamburg ab. Ein Malheur mit Ansage, denn bereits am Mittwoch beklagten die Auer einen Corona-Fall im Umfeld des Teams. Am Samstagmorgen vor der Abreise nach Hamburg absolvierten alle Team-Mitglieder einen weiteren Test, das Resultat mit den beiden positiven Fällen erhielten sie aber erst am Abend, als sie Hamburg längst erreicht hatten. Bei den Betroffenen soll es sich um einen der Torhüter und den Busfahrer handeln.
Sofort machte sich hektische Betriebsamkeit breit. Gegen 21 Uhr kontaktierten die Auer den HSV, um die Möglichkeit nach Corona-Schnelltests abzuklopfen. Doch die Vereins-Mediziner winkten ab. „Wir konnten leider nicht mehr helfen, weil es sehr kurzfristig war“, so Boldt. Daraufhin düsten die Gäste zurück ins Erzgebirge, wo sich alle Spieler und Betreuer in häusliche Quarantäne begaben.
Die DFL sagte die Partie erst eine Stunde vor dem Anpfiff ab
So weit, so klar. Und dennoch: Die DFL tat sich schwer damit, die Partie abzusagen. Fragen standen im Raum: Durften die Auer ohne Zustimmung des Verbandes so überstürzt abreisen? Hätten sie warten müssen?
All das überprüfte die DFL. Erst am Sonntag um kurz nach 12.30 Uhr, keine Stunde vor dem geplanten Anpfiff aber 14 Stunden nach der Abreise der Auer aus Hamburg, vermeldete der Liga-Verband die Verlegung der Partie auf einen noch nicht bestimmten Zeitpunkt. Kurios: Schiedsrichter Christof Günsch und seine Assistenten befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg ins Stadion. Auch die HSV-Profis harrten nach dem beendeten Training in ihren Kabinen aus, um ihre Spiel-Bereitschaft zu signalisieren. Hätten die Auer gegen die Statuten verstoßen, wäre ein möglicher HSV-Sieg am grünen Tisch möglich gewesen. Mit der Absage sorgte die DFL dann aber rein rechtlich für klare Verhältnisse.
Bleibt die Frage: Wieso traten die Auer, die durch ihren Mittwochs-Vorfall ohnehin alarmiert gewesen sein mussten, die Reise nach Hamburg an, noch bevor sie die Resultate ihres abschließenden Tests kannten? War es nicht grob fahrlässig, darauf zu setzen, dass alle Tests negativ sein würden?
HSV-Thioune wünscht den Erkrankten gute Besserung
Thioune ist versucht, die Sache nüchtern zu betrachten. „Erkrankte Spieler beim Gegner sind etwas, was wir nicht beeinflussen können“, erklärte der Trainer, der darauf hinwies, dass in Zeiten der Corona-Pandemie so etwas immer wieder einzukalkulieren sei. „Wir wünschen in jedem Fall gute Besserung aus Hamburg.“
Offen, wann die Partie nachgeholt wird. Die DFL will sich zeitnah erklären. Nimmt man die aktuellen Spieltags-Ansetzungen als Maßstab, könnte der 3./4. November (ein Dienstag oder Mittwoch) in Frage kommen. Die Karten der 4400 Fans, die am Sonntag im Volkspark dabei sein sollten, behalten ihre Gültigkeit. Und auch Thioune wird sich in Kürze zumindest ein wenig freuen dürfen: Wenn die Auer dann wieder nach Hamburg kommen, ist er bereits bestens auf sie vorbereitet. Immerhin das.