Wohnung von HSV-Profi durchsucht: Was finden die Ermittler auf Jattas Handy?
Knapp ein Jahr ist es her, dass die Diskussionen um Bakery Jatta für gewaltigen Wirbel sorgten. Nachdem die Vorwürfe, der Profi des HSV halte sich womöglich unter falschem Namen in Deutschland auf, zunächst entkräftet zu sein schienen, wird die Angelegenheit nun wieder aktuell. Am Donnerstag durchsuchten Ermittler in Hamburg Jattas Wohnung und beschlagnahmten elektronische Geräte als mögliche Beweismittel.
Es war kurz nach 9 Uhr, als die Welt des Bakery Jatta abermals aus den Fugen geriet. Sie würden sich gern mal umschauen, fragten die Ermittler, nachdem er die Tür zu seiner Wohnung geöffnet hatte. Rund 20 Minuten später verschwanden sie wieder, nach MOPO-Informationen nahmen sie die Smartphones und den Laptop des Fußballers mit. Der 22-Jährige blieb fassungslos gemeinsam mit seiner Freundin zurück.
Vorwurf gegen HSV-Profi: Jatta soll eigentlich Daffeh heißen
Der neue Trubel um Jatta. Wieder steht der Verdacht im Raum, er sei eigentlich zwei Jahre älter, habe früher unter dem Namen Bakary Daffeh in Gambia gelebt und sich unter Zuhilfenahme falscher Tatsachen 2015 seinen Aufenthalt in Deutschland erschlichen. Vorwürfe, die entkräftet zu sein schienen, nachdem Jatta eine beglaubigte Geburtsurkunde vorlegen konnte. „Tatsächlich gab es weitere Ermittlungen, die den Verdacht gestützt haben, dass er falsche Personalien benutzt hat“, sagte Staatsanwältin Liddy Oechtering nun dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Kommentar: Das Drama um einen Aufsteiger
Knackpunkt sollen dabei Kontakte Jattas zu früheren Mitspielern in Gambia sein. „Im Wesentlichen haben die Ermittlungen gezeigt, dass er Kontakt zu Personen hat, die wir eher in Verbindung mit Herrn Daffeh gebracht haben“, ließ Oechtering wissen. „Und die sich nicht in Einklang bringen lassen, wenn es sich bei Herrn Jatta nicht um Herrn Daffeh handelt.“ Im Klartext: Die Personen, mit denen Jatta kommuniziert haben soll, könnte er normalerweise gar nicht kennen.
Staatsanwaltschaft spricht von Anfangsverdacht gegen Jatta
Allerdings: Bislang besteht lediglich ein Anfangsverdacht. Das weitere Vorgehen wird nun davon abhängen, ob die Ermittler auf Jattas Geräten Daten finden, die ihren Verdacht erhärten. Die Durchsuchung diente lediglich der weiteren Aufklärung. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte, das die Ermittlungen gegen Jatta schon eingestellt hatte, sieht noch keinen Grund, diese wieder aufzunehmen. „Nur wenn sich bei der Staatsanwaltschaft ein Anfangsverdacht begründen würde, gäbe es eine Veranlassung, den Fall nochmal aufzurollen“, sagte eine Sprecherin der MOPO.
Was aber könnte Jatta blühen, sollten die Ermittler fündig werden? Aktuell ist das Bezirksamt Hamburg-Mitte noch nicht in den Fall mit einbezogen worden. Bislang könne man auch noch keine Aussagen dazu treffen, ob ein mögliches Vergehen Konsequenzen für den Aufenthaltsstatus hätte. „Das müssten wir dann im Einzelfall prüfen“, sagt sie. Eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren gelten im Falle einer Anklage für Fälle wie diese als wahrscheinlich.
Der HSV demonstriert in Sachen Jatta Geschlossenheit
Naturgemäß schwappten die Nachrichten schnell in den Volkspark hinüber, wo Jattas Verein HSV beheimatet ist. Die Klub-Verantwortlichen verzichteten auf einzelne Statements, stattdessen ließ sich der HSV im Namen des Vereins zitieren – um Geschlossenheit zu demonstrieren. „Wir vertrauen weiter auf die behördlichen Entscheidungen, die die Identität unseres Spielers Bakery Jatta bestätigt haben. Wir werden unserem Spieler weiterhin zur Seite stehen“, teilte der Klub mit.
Offen, wie gewaltig die Wucht der Welle wird, die nun auf Jatta zurollt. Sein Anwalt Thomas Bliwier hüllte sich zunächst in Schweigen, kündigte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an: „Wir werden Akteneinsicht beantragen und uns dann zu gegebener Zeit zu dem Thema äußern.“ Nach MOPO-Informationen wird Jatta nun auch nicht wie zunächst geplant in den Urlaub starten, sondern bis auf weiteres in Hamburg bleiben.
Ermittler und Reporter tauchen gemeinsam vor Jattas Wohnung auf
Derweil geht das Rätselraten weiter: Wie kam es überhaupt zu den neuen Vorwürfen? Vor einem Jahr waren es die Redaktionen von „Bild“ und „Sport Bild“, die den Fall ins Rollen gebracht hatten. „Bild“ berichtete auch gestern zuerst von der Wohnungsdurchsuchung, sorgte allerdings nicht nur deshalb für Erstaunen: Die Ermittler sollen nicht allein, sondern in Begleitung des zuständigen „Bild“-Reporters vor Jattas Wohnung aufgetaucht sein. Ein Vorgehen, das Fragen aufwirft und für einen faden Beigeschmack sorgt.