Zukunft des HSV-Bosses: Darum hängt so vieles an Boldts Vertrag
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Nachdem das Sommer-Transferfenster vor Wochenfrist schloss, lässt es nun auch Jonas Boldt ein paar Tage lang etwas lockerer angehen. Der Lohn nach harten Monaten voller Gespräche und Verhandlungen, die hinter dem Sportvorstand und seiner Crew liegen. Die nächsten aber dürften schon bald bevorstehen, dann wird es um Boldts eigenen Vertrag gehen – und damit um die wohl wichtigste HSV-Personalie dieser Saison. Am Verbleib des 38-Jährigen hängt unter anderem auch die Zukunft von Nachwuchs-Boss Horst Hrubesch.
Sie erhielten reichlich Lob und Anerkennung. Mit der Verpflichtung von Bayerns Ersatzkeeper Sven Ulreich landete der HSV kurz vor Toreschluss noch einen Coup auf dem Transfermarkt. Es war die letzte noch offene Baustelle eines Kaders, der im dritten Zweitligajahr endlich das Ziel Aufstieg verwirklichen soll. Auch HSV-intern wird die Arbeit, die Boldt, Sportdirektor Michael Mutzel (41) und Chefscout Claus Costa (36) im Team ablieferten, anerkennend bewertet. Der Knackpunkt: Alle drei Verträge laufen im Sommer aus, die Zukunft des Trios ist zum jetzigen Zeitpunkt ungeklärt.
HSV-Aufsichtsrat will in Kürze über Boldts Vertrag sprechen
Wann reagiert der HSV? Nach MOPO-Informationen will der Aufsichtsrat des Vereins in der zweiten Oktoberhälfte konkret über Boldts Arbeitspapier sprechen. Die Tendenz ist dabei klar. Nahezu alle Räte sollen von der Arbeit des Sportvorstands überzeugt sein. Auch Boldt selbst soll sich eine Verlängerung beim HSV gut vorstellen können. Nur: Vorgespräche fanden bislang noch nicht statt, keiner der Räte weiß, wie Boldts Vorstellungen im Detail aussehen. Ein Umstand, der die Angelegenheit rund acht Monate vor dem Vertragsende verschärfen könnte – denn an der Einigung mit Boldt hängen auch die Personalien Mutzels, Costas und Hrubeschs.
Der Reihe nach: Während die Räte über Boldts Zukunft entscheiden müssen, unterstehen Mutzel und Costa dem Vorstand um Boldt und seinen Finanzkollegen Frank Wettstein. Die Zusammenarbeit verläuft reibungslos, was sich insbesondere im abgelaufenen Transfer-Sommer auszahlte. Wurde beim HSV jahrelang zumindest hinter den Kulissen auch gegeneinander gearbeitet, wird in der sportlichen Führung nun an einem Strang gezogen. Mutzel ist im vergangenen Jahr beim HSV spürbar gewachsen, auch der umtriebige Costa verfügt über gute Kontakte in der Szene. Boldt würde mit beiden verlängern wollen. Klar ist aber: Sollte sich der HSV mit Boldt nicht einigen können, wäre das Trio gesprengt – und auch die Zukunft Mutzels und Costas offen.
Für Hrubesch ist klar: Er bleibt nur unter Boldt beim HSV
Noch brisanter ist die Lage bei Hrubesch. Nachdem in den Vorjahren mehrere Versuche, die Vereins-Legende für den HSV zu gewinnen, fehlschlugen, gelang es Boldt Ende Juli, den 69-Jährigen als neuen Nachwuchsdirektor zu installieren. Seitdem ackert Hrubesch in seinem Büro im Nachwuchsleistungszentrum, stellte den Jugendbereich neu auf und entwickelt im Volkspark Ideen. Hrubesch, so ist zu hören, sei in aller Regelmäßigkeit der Erste, der im Campus morgens sein Büro bezieht, und der Letzte, der abends das Licht ausschaltet.
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Boldt erhielt für die Personalie landesweit Zuspruch. Allerdings: Nach MOPO-Informationen soll Hrubesch sein Wirken beim HSV intern unmissverständlich mit Boldts Schicksal verknüpft haben. Heißt: Sollte der Sportvorstand gehen müssen, wäre auch Hrubesch weg. Der kündigte bereits direkt nach seiner Einstellung an: „Ich stehe so lange zur Verfügung, wie wir in diesem Team mit einer Zielsetzung und Fleiß vorangehen und ich auch Spaß daran habe.“
Beim HSV werden schon die nächsten Transfers angedacht
Alles hängt nun daran, wie es mit Boldt und dem HSV weitergeht. Die Räte sind am Zug. Zunächst wollten sie die Transferperiode verstreichen lassen, um den Sportvorstand und sein Team in Ruhe wirken zu lassen. Nun aber tickt die Uhr. Denn die Entscheidungsträger befassen sich ab sofort auch schon mit möglichen Transfers für die neue Spielzeit – ohne zu wissen, ob sie dann selbst noch beim HSV sind.
Was bleibt, ist eine Gemengelage, von deren Entfledderung vieles abhängt. Boldt, Mutzel, Costa, Hrubesch – für den HSV dürfte in den kommenden Monaten nicht weniger als das ersehnte Streben nach Kontinuität auf dem Spiel stehen.