• Uli Hoeneß wird neuer RTL-Länderspiel-Experte.
  • Foto: TVNOW/Michael Tinnefeld

Länderspiel-Premiere bei RTL: Hoeneß gesteht: „Früher habe ich TV-Experten belächelt“

Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß hält die Rücktrittsankündigung von Bundestrainer Joachim Löw nach der EM für eine kluge Entscheidung. „Ich habe sie sehr begrüßt, weil Jogi damit das Heft des Handelns wieder in die Hand bekommen hat“, sagte der 69-jährige Hoeneß, der an diesem Donnerstag beim WM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft gegen Island (20.45 Uhr) erstmals als Experte bei RTL auftreten wird.

„Er wäre doch zum Spielball geworden“, begründete Hoeneß. Nach dem jüngsten 0:6 gegen Spanien gab es heftige Debatten um Löw, dessen Sympathiewerte arg gesunken waren. „Nach jedem Länderspiel hätte man die Trainerfrage gestellt“, meinte Hoeneß.

Uli Hoeneß feiert Premiere als Länderspiel-Experte bei RTL

„So hat er Fakten und klare Verhältnisse geschaffen. Das ist für ihn und für sein Nervenkostüm, nachdem was er geleistet hat, eine gute Lösung.“

Hoeneß findet es auch gut, dass Löw seinen Rückzug frühzeitig angekündigt hat. „Jetzt kann sich der DFB in aller Ruhe um die Nachfolge kümmern.“ Er begrüßt, dass sich der Verband bei der Entscheidung Zeit lassen will. „Am Ende muss der Schuss sitzen.“

Auf die Frage nach einem möglichen Trainertausch – Bayern-Trainer Hansi Flick zum DFB und Löw zum deutschen Rekordmeister – antwortete der Münchner Ehrenpräsident: „Naja, jetzt wollen wir uns nicht die Köpfe der anderen zerbrechen. Karl-Heinz Rummenigge hat sich ja ziemlich festgelegt, was Hansi Flick anbelangt. Und dem ist im Moment nichts hinzuzufügen.“

Experte Hoeneß nimmt bei RTL kein Blatt vor den Mund

Vorstandschef Rummenigge hatte einen vorzeitigen Abgang von Flick in München mit Verweis auf dessen Vertrag bis 2023 am Wochenende erneut ausgeschlossen. „Das hat nichts mit Wahrscheinlichkeit zu tun. Das ist Fakt“, sagte Rummenigge der „Welt am Sonntag“.

Bei seinem RTL-Debüt möchte Hoeneß nicht über die „falsche Acht“ oder „krumme Neun“ schwätzen. Sondern sagen, was Sache ist im deutschen Fußball, beim Bundestrainer und „meinen Münchner Pappenheimern“.

Bei der Analyse wird er auch direkt auf Löw treffen, denn der Bundestrainer spricht nach dem Schlusspfiff traditionell zuerst bei dem Sender, der das Spiel live überträgt.

Löw habe er dabei aber gar nicht als Zielscheibe im Visier. „Wer glaubt, dass ich alles in Schutt und Asche rede, der täuscht sich“, sagt Hoeneß: „Ich will konstruktiv und kritisch, aber – wenn möglich – auch positiv die Länderspiele begleiten.“

Uli Hoeneß: Vom Tegernsee ins RTL-Studio

Die zunächst vereinbarten drei RTL-Auftritte bei den WM-Qualifikationsspielen gegen Island, Rumänien und Nordmazedonien könnten unterhaltsam werden für die Zuschauer. RTL-Geschäftsführer Jörg Graf hob bei der Bekanntgabe Hoeneß‘ „geballte Fußballkompetenz und Leidenschaft für den Sport“ hervor.

Früher hat Hoeneß die Fußball-Experten im Fernsehen eher „belächelt“, wie er zugibt. Er hat sie auch mal abgewatscht, wenn einer seinen Herzensklub angriff oder einen seiner Pappenheimer. Didi Hamann, früherer Bayern-Profi und heutiger Sky-Experte, blaffte Hoeneß mal an, er fühle sich „wie der Messias der Fußball-Kommentatoren“.

Anno 2021 sieht Hoeneß im Expertenjob eine Herausforderung für sich. Er wird wegen der Corona-Pandemie übrigens nicht in Duisburg im Stadion stehen und reden, sondern mit Moderator Florian König im RTL-Studio in Köln. Er hofft, dass sie sich verbale Doppelpässe zuspielen, wie einst das ausgezeichnete ARD-Duo Günter Netzer und Gerhard Delling.

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„Wir wollen sie nicht kopieren“, sagt Hoeneß, den auch niemand in dieser Fußballwelt kopieren könnte. Er will den Zuschauern vor allem Spaß bereiten und sie nicht mit Fußball-Chinesisch langweilen. „Mit der falschen Acht und der krummen Neun“ solle sich während des Spiels das RTL-Kommentatoren-Duo Marco Hagemann und Steffen Freund beschäftigen. Hoeneß ist schon sehr gespannt, wie er in der neuen Rolle ankommt, vor allem beim Publikum, aber nicht nur da.

RTL-Experte Uli Hoeneß: „Ich bin ziemlich selbstkritisch“

„Ich möchte erstmal sehen, ob ich das kann, ob ich es gut mache, ob die Zuschauer mich akzeptieren. Ich bin ziemlich selbstkritisch.“ Wenn’s gut läuft, könnte es im Juni eine Fortsetzung geben, sozusagen eine zweite RTL-Staffel mit Hoeneß in der Expertenrolle, die dort zuletzt mit Jürgen Klinsmann und Michael Ballack besetzt war.

Seiner Frau konnte Hoeneß übrigens sagen, dass der neue Job und das „gute Honorar“, das er erhält, einem guten Zweck dient. „Da ich meine außerordentlichen Einkünfte spende und durch die Pandemie Vorträge und dergleichen wegfallen, sind die Stiftungen, die ich mit diesem Geld sonst bediene, etwas zu kurz gekommen.“ (dpa/pia)

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