Neuer Olympia-Termin: Was passiert nun mit Schwimm- und Leichtathletik WM?
Köln –
Der Wettbewerb auf den Spielfeldern, in den Hallen und den Arenen ruht aufgrund der Corona-Pandemie. Für die Athleten heißt es: Abwarten und geduldig sein. Doch die Organisatoren im Hintergrund müssen in der Krise so richtig ackern! Die Verschiebung von Olympia und Fußball-EM ins Jahr 2021 wirbelt den internationalen Sportkalender gewaltig durcheinander.
Der wichtigste Baustein ist der neue Olympia-Termin in Tokio. Wenn die Spiele (Dauer: zwei Wochen) terminiert sind, wird es zum großen Olympia-Domino kommen, in dessen Folge zahlreiche andere Turniere, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften umkippen.
Jetzt sickerte aus Japan und den USA der wohl neue Termin durch: Die Spiele sollen vom 23. Juli bis zum 8. August steigen. Bestätigt ist der Termin allerdings noch nicht offiziell. Innerhalb der nächsten Woche soll aber alles fix sein.
Olympia in 2021: Zahlreiche Welt- und Europameisterschaften wackeln
Der Schaden soll so gering wie möglich gehalten werden. IOC-Sprecher Christian Klaue erklärt: „Das bestmögliche Datum für Olympia zu finden, ist das Ziel. Dafür hat jetzt die IOC-Taskforce „Here we go“ ihre Arbeit aufgenommen.“
Um die Schwierigkeit der Aufgabe zu verdeutlichen: Normalerweise hat Olympia einen Vorlauf von zehn Jahren Planungszeit, beteiligt sind hunderte von Experten. Es entsteht so ein gigantisches Gebilde. Zieht man ein Teil raus, stürzt das gesamte Konstrukt zusammen.
Durch Corona wurde nun alles über den Haufen geworfen und die Experten haben nur wenige Monate, um neu zu gestalten. Klaue: „Wir haben momentan sehr viele offene Fragen, die schnell beantwortet werden müssen.“ Dazu zählt nahezu alles: Von Schulferien über Hotelverfügbarkeiten bis hin zu Wünschen von TV-Anstalten und Wettbewerben in 33 beteiligten Sportarten. Und da wären wir beim großen Domino-Effekt.
Diese Sportveranstaltungen sind 2021 geplant
Fußball: Der schwebt ein wenig über allem. Die UEFA hat ihr Datum für die Fußball-EM 2021 schon in Stein gemeißelt: 11. Juni bis 11. Juli.
Tischtennis: Vom 17. bis 26. Juni soll die WM in Houston steigen. Weltverbandspräsident Thomas Weikert ist deshalb für Olympia ganz früh im Jahr: „Wir plädieren für April oder früher.“ Auch das wurde vom OK in Japan intensiv diskutiert, weil es dann nicht so heiß in Tokio ist und beispielswise Marathonläufer weniger Probleme bei ihren Wettkämpfen hätten. Doch jetzt scheint sich der Sommertermin ab 23. Juli durchzusetzen. In diesem Jahr wären die Spiele am 24. Juli gestartet.
Handball: Michael Wiederer, Präsident der Europäischen Handball Föderation (EHF), warnte auch vor einem frühen Olympia-Termin. Das würde sich „dramatisch auf alle Wettbewerbe auswirken“ und könne auch negativen Einfluss auf die WM der Männer im Januar in Ägypten haben.
Der Handball-Kalender ist eh schon knalleng. Dann müssten Stars für Olympia geschont werden, um Überlastung zu vermeiden.
Schon in diesem Jahr sind die Finalturniere von Champions League (22./23. August in Köln) und EHF-Cup (29./30. August in Berlin) um drei Monate nach hinten terminiert. Bei Olympia im Frühjahr müssten die Handballer in Europa wieder ausweichen.
Radsport: Neben den Frühjahrsklassikern (Mitte März bis Mai) ist das Highlight Tour de France (2. bis 25. Juli) gesetzt. Wenn die Spiele am 23. Juli beginnen, läuft noch das Finale der Tour de France.
Schwimmen: Eine große Baustelle: Im japanischen Fukuoka ist die WM vom 26. Juli bis zum 1. August geplant. Doch Ausrichter und Weltverband haben schon angekündigt, dass sie flexibel auf Olympia reagieren werden. Das müssen sie nun wohl.
Leichtathletik: Auch die WM in Oregon/USA muss wohl weichen. Vom 6. bis 15. August 2021 sollte das Leichtathletikfest stattfinden. Verbandspräsident-Präsident Sebastian Coe ist aber klar, dass alles von Olympia abhängt, er wollte den Termin noch nicht fixieren: „Wir alle brauchen Zeit, um Optionen zu prüfen und zu diskutieren.“
Problem für beide Veranstaltungen: Eine Verschiebung ins Jahr 2022 ist auch schwer, da dann die European-Championchips in München steigen (11. bis 21. August 2022). In sieben Soortarten werden Europameister gesucht. Leichtathletik, Triathlon, Turnen, Golf, Rudern und Radsport stehen schon fest, ob Schwimmen die siebtes Sportart wird, ist nun mehr als fraglich.
Hockey: In Amsterdam soll vom 20. bis 29. August die Europameisterschaft steigen. Auch dieser Termin wackelt, da die meisten Teilnehmer unmittelbar nach Olympia wieder ran müssten.
Basketball: In Köln und Berlin soll vom 2. bis 19. September der Europameister gesucht werden. Noch halten die Veranstalter an ihren Plänen fest. Aber auch hier besteht das Problem, der Überbelastung für die Athleten mit zwei aufeinanderfolgenden Highlight.
Tennis: Neben den zahlreichen ATP-Turnieren (ganzjährig), steigen ab 24. Mai die French Open, ab 28. Juni geht es in Wimbledon rund, und im Spätsommer stehen ab 30. August die US Open auf dem Plan.
Olympia-Bosse: Wettlauf gegen die Zeit
Das sind alles nur ein paar Highlights, die in 2021 neben Olympia organisiert werden müssen, hinzu kommen zahlreiche kleinere Events.
„Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit. Es gibt so viele Probleme, die nicht gelöst werden können, wenn der neue Termin für die Spiele nicht feststeht“, sagte Toshiro Muto, Chef des Olympia-Organisationskomitees, vergangene Woche.
Neben dem Weltkalender des Sports meint er damit auch die japanischen Probleme wie das Athletendorf für 11.000 Sportler in Tokio. Da dort zahlreiche Wohnungen bereits verkauft sind, ist unklar, ob es 2021 überhaupt genutzt werden kann. In spätestens vier Wochen soll der neue Olympia-Termin fix sein. Tokio-Gouverneur Yuriko Koike bleibt noch gelassen: „Wir haben viele Probleme, die sich auftürmen. Aber es ist immer noch besser als eine Absage.“
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Interview mit Lanxess-Arena-Boss Stefan Löcher
Wir erreichten Stefan Löcher (48), Geschäftsführer der Lanxess-Arena in Köln für ein kurzes Interview zur Thematik.
Olympia wurde ins Jahr 2021 verlegt – der richtige Schritt?
Hier kommt ja die Problematik dazu, dass die Corona-Ausbreitung weltweit ganz unterschiedlich ist. Im Endeffekt macht das Olympia unplanbar, da war die Verlegung schon richtig.
Was bedeutet das für Veranstaltungen im Jahr 2021?
Es gibt nun zusätzlich die Fußball-EM und Olympia. Normal haben wir in solchen Jahren weniger Konzerte. Aber wir gehen von einem starken Konzertjahr aus, denn viele Künstler müssen ihre Tourneen nachholen. Wir rechnen aber auch damit, dass beim Kunden die Kaufkraft etwas nachlässt.
Findet die Basketball-EM in Köln und Berlin ab 2. September denn statt?
Es gibt noch keine Überlegungen, die EuroBasket zu verschieben. Der DBB und die FIBA Europe werden die Olympia-Terminierung abwarten, statt ihre Planungen prophylaktisch über den Haufen zu werfen.
Noch steht kein Olympia-Termin. Es gibt Vorschläge, bereits im April die Spiele zu feiern.
Grundsätzlich ist das denkbar, aber viele Athleten sind dann ja auch noch im Spielbetrieb ihrer Ligen. Dennoch sollte man den Gedanken weiter verfolgen.