Traumstart bei St. Pauli: Fredi Bobic: So hat Frankfurt Zalazar entdeckt
Er ist der Kiezkicker, der nicht nur wegen seiner beiden coolen Elfmetertore gegen Nürnberg und in Darmstadt sowie seines Derby-Treffers beim jüngsten 2:2 beim HSV momentan am meisten Freude macht. Rodrigo Zalazar überzeugt auch durch seine forsche, unbekümmerte Art, Fußball zu spielen. Die MOPO sprach mit den beiden Entdeckern und Förderern des 21-jährigen Leihspielers: Eintrachts Frankfurts Boss Fredi Bobic (49) und Chefscout Ben Manga (46) sind selbst große Fans des Uruguayers.
Bobic erzählt, dass er irgendwann vor zwei Jahren einen Anruf von Manga, der sich bei der Copa America nach Talente umschaute, erhalten habe: „Ben sagte: ‘Ich hab’ so einen verrückten Hund für uns in Uruguays U20.’ Ich wollte wissen, welche Position der spielt. Ben antwortete: ‘Der rennt überall rum.’ Da ging es um Rodrigo.”
Eintracht-Boss Bobic freut sich für „verrückten Hund“
Zalazar, 2019 ein Jahr an den polnischen Klub Korona Kielce ausgeliehen, hält sich auch bei St. Pauli nicht nur dort auf, wo er ursprünglich im Mittelfeld aufgestellt wurde. Trainer Timo Schultz lässt ihm diese Freiheiten, auch die Mitspieler akzeptieren es, weil er weil Zalazar durch Effektivität zurückzahlt, der Mannschaft gut tut.
Bobic freut sich über die Entwicklung des Jung-Profis: „Bereits im Sommer 2019 habe ich mit St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann über Rodrigo gesprochen. Aber da war der Hamburger Kader schon voll.” Bobic ist Fan von Zalazar. „Ich liebe Jungs, die solch ein Herz haben. Er ist kein Messi. Doch er hat einen bedingungslosen Willen – bis zur Selbstaufgabe. Der hat immer Bock, Hunger, ist bereit Gras zu fressen.” Er sei ein Straßenfußballer, den man noch in die richtigen Bahnen lenken müsse.
Bobic bedauert es im Fall Zalazar umso mehr, dass wenig oder gar keine Zuschauer im Stadion sein dürfen: „Rodrigo reißt nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Fans mit.”
Zukunft von Zalazar bei St. Pauli nicht ausgeschlossen
Über eine Rückkehr Zalazars (Vertrag bis 2023) im kommenden Jahr zur Eintracht zu sprechen, macht für Bobic noch keinen Sinn. Die Saison sei erst losgegangen, es könne ja bis zum Ende bei beiden Klubs noch viel passieren. Eine weitere Ausleihe ist deshalb nicht ausgeschlossen.
Auch während Zalazars Zeit in Hamburg hält Bobic Kontakt zum Mittelfeldspieler. Meist über Manga. Der war vor der Verpflichtung schon bei den Eltern in der Nähe von Malaga und bei den Beratern in Madrid – um sicher zu gehen, dass er auch menschlich den hohen Ansprüchen genügt. Manga: „Fredi Bobic und ich haben den Anspruch, unsere Eintracht mit Charakterspielern zu bestücken. Und Rodrigo hat einen super Charakter! Ich vergleiche ihn mit dem jungen Artuo Vidal. Er ist genauso wild, will immer gewinnen, ist immer positiv. Selbst wenn er im Training oder Spiel schlecht ist, reißt er sich den Hintern auf.”
Zalazar mit Parallelen zu Vidal
Manga hat nicht nur wegen seiner Spanisch-Kenntnisse einen engen Draht zu Zalazar, telefoniert oder schreibt regelmäßig mit ihm, vor allem nach St. Pauli-Spielen, die der Ex-Profi alle sieht: „Ich lobe ihn, hole ihn aber auch, wenn es sein muss, runter. Ich sage ihm alles, was positiv an ihm ist. Aber auch: ‘Lass das Trikotausziehen nach Toren, hol dir nur eine Gelbe Karte ab, wenn es deiner Truppe hilft.’ Oder auch: ‘Du hast noch gar nichts erreicht.’”
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Und er müsse wissen, dass es nicht nur Sonne, sondern auch Regen – und manchmal Schnee gebe. Manga: „Vielleicht sitzt Rodrigo ja auch mal ein paar Wochen auf der Bank, weil sein Trainer andere Überlegungen hat.” Daran ist momentan aber nicht zu denken.