• „Die Bank“ in der Innenstadt genießt ein hohes Ansehen, empfängt prominente Gäste. Doch die Corona-Krise hat auch das renommierte Hamburger Restaurant schwer getroffen.
  • Foto: Florian Quandt

Hamburger Promi-Gastronom insolvent: „Zweiten Lockdown würden viele nicht überleben“

Neustadt –

Seit fast 15 Jahren gibt es das Hamburger Restaurant „Die Bank“ in der Innenstadt nun schon. Es genießt ein hohes Ansehen, internationale und auch prominente Gäste kommen gerne. Besser kann es für ein Restaurant nicht laufen. Doch dann kam Corona und zwang das Unternehmen, Insolvenz anzumelden. Wie geht ein Gastronom mit einer solchen Situation um? Die MOPO hat nachgefragt.

„Es ist ein emotionaler Moment, wenn man die Tür abschließt und nicht weiß, ob, wann und unter welchen Umständen man sie wieder öffnen kann“, erinnert Sascha Radda sich an den Tag, an dem die Hamburger Restaurants aufgrund des Lockdowns schließen mussten.

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Der Leiter des Restaurants „Die Bank“ war bisher eigentlich vom Erfolg verwöhnt – das Lokal mit bester Lage mitten in Hamburg hat sich einen Namen gemacht, auch Prominente und Gäste aus anderen Ländern reservieren regelmäßig einen Tisch. 

Trotz Insolvenz wird „Die Bank“ weiterbestehen

Doch dann kam die Anordnung des Hamburger Senats. „Der Lockdown war ein Schock“, so Betriebsleiter Olaf Komske. „Das konnte man gar nicht so schnell verarbeiten.“

Um das Unternehmen zu retten, wurde Insolvenz angemeldet. „Das war dann natürlich eine doppelte Belastung – Corona und ein Insolvenzverfahren. Die Insolvenz bedeutet jedoch keinesfalls, dass wir das Lokal nun schließen müssen. Tatsächlich befinden wir uns in den Endgesprächen mit einem neuen Investor.“

„Es war nicht leicht, in der Coronakrise einen neuen Investor zu finden“

Komske berichtet, wie sehr Sorge und Ungewissheit nicht nur ihn und Restaurantleiter Sascha Radda, sondern vor allem die Mitarbeiter – „Mannschaft“ nennt er sie – zermürbt hätten. „Es stand ja in den Sternen, wann wir wieder öffnen dürfen. Gleichzeitig brauchten wir einen neuen Investor, der trotz der Unsicherheit das Geld für unser Lokal in die Hand nimmt.“

Während des Lockdowns habe Komske nur funktioniert“. „Da werden ganz neue Kräfte freigesetzt und das musste auch sein. Wir wollten uns nicht einschließen, haben nach Strategien gesucht.“ Die Lösung kam dann zum Glück: Die Hamburger Restaurants durften wieder aufmachen.

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Der Moment der Öffnung war für Sascha Radda noch emotionaler als der des Schließens. „Es war fast wie eine Neueröffnung, das kann man gar nicht beschreiben. Und trotzdem ist da immer noch diese Ungewissheit, denn es weiß ja niemand, wie es weitergeht und mit den Corona-Auflagen so läuft.“

Diese hält „Die Bank“ nach eigenen Angaben strikt ein. „Deshalb bekommen wir sehr positive Resonanz von unseren Gästen, die sich sicher und wohl bei uns fühlen.“

„Das stundenlange Tragen der Maske ist eine große Belastung“

Die 55 Mitarbeiter würden dem Restaurant großen Rückhalt bieten und viel Motivation mitbringen, worauf die Restaurantleitung sehr stolz sei. Dennoch sei das tägliche stundenlange Tragen der Maske eine große Belastung für die  „Mannschaft“. Zudem musste die Zahl der Plätze stark verringert werden, um die Mindestabstände zwischen den Tischen einhalten zu können. So kann die Hälfte der Plätze zurzeit nicht genutzt und somit auch kein maximaler Gewinn erzielt werden.

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Der Gastraum in der „Bank“. Um die Mindestabstände einhalten zu können, musste die Anzahl der Plätze im Restaurant stark reduziert werden.

Foto:

Quandt

Positiv sei, dass das Lokal während der Corona-Zeit – wider Erwarten – sogar neue Stammgäste dazugewonnen habe. „Dafür fällt aber ein Großteil der internationalen Gäste weg, und das bereitet uns Sorgen. Denn wenn sich die Lage erneut zuspitzt, werden natürlich noch weniger Leute aus dem Ausland kommen“, so Komske.

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Eine Zuspitzung der Lage, vielleicht sogar ein zweiter Lockdown: Was bedeutet das für „Die Bank“?

„Einen zweiten Lockdown dieser Art würden viele Unternehmen nicht überleben“

„Natürlich spukt uns das im Hinterkopf herum“, gibt Olaf Komske zu. „Aber diese Ängste dürfen einfach nicht zu viel Raum einnehmen. Die Corona-Krise hat uns alle zusammengeschweißt, wodurch neue Motivation entstanden ist. Die dürfen wir jetzt nicht darauf verschwenden, über mögliche Entwicklungen zu spekulieren.“

Dennoch rechnet die Restaurantleitung bereits damit, dass Einnahmequellen wie große Weihnachtsfeiern und andere Events in diesem Jahr wegfallen, während auf den Terrassenbetrieb im Winter sowieso verzichtet werden muss.

All das könne man wohl noch verkraften, aber die Gastronomen sind sich sicher: „Einen zweiten Lockdown dieser Art würden viele Unternehmen nicht überleben.“

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