• LaTonya Floyd (Mitte), die Schwester des getöteten George Floyd, protestiert in Houston.
  • Foto: picture alliance/dpa

Tod von George Floyd: Protestwelle schwappt nach Europa – riesige Demo in Paris

Paris –

Die Welle der Wut, sie ebbt nicht ab – und hat mittlerweile sogar andere Kontinente erreicht: Trotz eines Verbots demonstrierten auch in Frankreich mehr als 20.000 Menschen gegen Polizeigewalt und Rassismus. Auch in anderen europäischen Städten kommt es zu Protesten.

Trotz eines Demonstrationsverbots gingen in Paris und anderen französischen Städten  am Dienstagabend insgesamt mehr als 20.000 Menschen gegen Polizeigewalt und Rassismus auf die Straßen. Ihr Protest richtete sich dabei nicht nur gegen die Polizeigewalt im Falle des in Minneapolis getöteten George Floyd, sondern auch gegen ähnliche Fälle im eigenen Land.

Paris: Demonstrationen für George Floyd und Adama Traoré

2016 starb der 24-jährige, dunkelhäutige Adama Traoré in französischem Polizeigewahrsam, nachdem er bei einem gegen seinen Bruder gerichteten Polizeieinsatz festgenommen worden war. Die Ursache und Hintergründe zu Traorés Tod sind umstritten. Nun wurden jedoch neue medizinische Befunde veröffentlicht. 

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Einer der an der Festnahme Traorés beteiligten drei Polizisten hatte ausgesagt, dass die Beamten den jungen Mann mit ihrem vereinten Körpergewicht heruntergedrückt hätten. Traoré verlor im Polizeiwagen das Bewusstsein und starb später auf einer Wache. Nach einem am Dienstag veröffentlichten Untersuchungsbericht, der von Traorés Familie in Auftrag gegeben worden war, soll der junge Mann als Folge der von der Polizei angewendeten Methoden erstickt sein.

Dies hatte bereits eine vorherige Untersuchung im Auftrag der Familie festgestellt. Ein anderer Untersuchungsbericht, der am Freitag veröffentlicht worden war, sprach hingegen die Polizei von der Schuld an Traorés Tod frei. Demnach starb er an einem „kardiogenen Ödem“, das auf seinen schlechten Gesundheitszustand zurückzuführen gewesen sei. Die Demonstranten brachten ihre Wut über diese Darstellung nun auf der Straße zum Ausdruck.

Auch in Frankreich häufen sich Fälle von Polizeigewalt

Doch das ist nicht der einzige Fall. In Frankreich gibt es eine Reihe von weiteren Todesfällen, die in Bezug zu Festnahmen durch die Polizei stehen: Ein 14-Jähriger wurde am Montagabend bei einem Polizeieinsatz schwer am Auge verletzt, ein 42-jähriger Lieferfahrer war im Januar nach einer Polizeikontrolle am Pariser Eiffelturm erstickt. Die Polizisten drückten den Familienvater ähnlich wie Floyd bäuchlings auf den Boden – er erlitt dadurch einen Kehlkopfbruch. In der südfranzösischen Stadt Béziers starb im April ein 33-Jähriger, nachdem er mit dem Gesicht nach unten fixiert worden war.

Frankreich: Demonstranten halten Schilder mit „I can’t breathe“ 

Viele Demonstranten in Frankreich betonten eine direkte Linie zu den derzeitigen Protesten in den USA nach dem Tod des dunkelhäutigen Amerikaners George Floyd (†46) durch einen brutalen Polizeieinsatz. Die Demonstranten in Paris trugen Schilder mit englischsprachigen Slogans wie „Black Lives Matter“ („Das Leben von Schwarzen zählt“) und „I can´t breathe“ („Ich kann nicht atmen“). „Ich kann nicht atmen“ waren die letzten Worte Floyds, während der hellhäutige Polizist Derek Chauvin (44) ihm fast neun Minuten lang das Knie auf den Hals drückte.  

Die ältere Schwester des verstorbenen Franzosen Traoré, Assa, sagte bei der Pariser Kundgebung: „Das ist heute nicht mehr nur der Kampf der Familie Traoré, es ist unser aller Kampf. Wenn wir heute für George Floyd kämpfen, kämpfen wir für Adama Traoré.“

Nach der Kundgebung kam es zu Ausschreitungen, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Polizeiwagen wurden mit Steinen und Flaschen beworfen, Barrikaden, Mülleimer und Fahrräder angezündet. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse gegen Demonstranten ein. Die Pariser Polizeipräfektur hatte die Proteste untersagt – aus Sorge vor Ausschreitungen, aber auch aus Infektionsschutzgründen. Versammlungen von mehr als zehn Menschen sind als Anti-Coronavirus-Maßnahme in Frankreich derzeit untersagt. 

Weltweite Demonstrationen gegen rassistische Polizeigewalt

Schon am zurückliegenden Wochenende gab es auch in Deutschland Proteste gegen Polizeigewalt, die im Zeichen des Todes von George Floyd standen. In Berlin demonstrierten am Samstag etwa 2000 Menschen vor der US-Botschaft, am Sonntag zogen rund 1500 Demonstranten durch Kreuzberg – auch in München kam es zu Protesten.

Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte mit Blick auf Trumps Äußerungen, das Militär gegen die Demonstranten einzusetzen, im „Spiegel“: „Statt Öl ins Feuer zu gießen, müssen wir versöhnen.“ Mit Gewalt zu drohen, löse nur neue Gewalt aus. „Demokraten dürfen nie eskalieren – auch nicht durch Worte“, mahnte Maas. 

USA: 60.000 Demonstranten in Houston 

In den USA kam es derweil weiter zu Protesten in mehreren Städten, trotz Präsident Trumps Drohung, Militär gegen die Menschen einzusetzen. Zu der wohl größten Demonstration des Tages strömten schätzungsweise 60.000 Menschen im texanischen Houston zusammen. Die Demonstrationen blieben jedoch überwiegend friedlich.

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Floyd sei „nicht umsonst gestorben“, sagte der Bürgermeister von Houston, Sylvester Turner, bei der Kundgebung in der Millionenmetropole, an der auch Familienangehörige des Verstorbenen teilnahmen. Er sprach damit die Hoffnung aus, dass die Proteste zu Fortschritten im Kampf gegen Diskriminierung und Rassismus führen. Der in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota zu Tode gekommene Floyd war in Houston aufgewachsen. Hier, in der texanischen Stadt, soll er auch am kommenden Dienstag beigesetzt werden.

Houston Proteste

LaTonya Floyd (Mitte), die Schwester des getöteten George Floyd, protestiert in Houston.

Foto:

picture alliance/dpa

Weitere Demonstrationen fanden am Dienstag unter anderem auch in Los Angeles, New York und Washington statt. In Los Angeles knieten Bürgermeister Eric Garcetti und Polizeibeamte in einer symbolträchtigen Geste nieder, als sie sich mit Demonstranten trafen – der Kniefall wird von vielen Demonstranten praktiziert. Die Geste geht auf den Footballstar Colin Kaepernick zurück, der damit 2016 während des Spielens der Nationalhymne gegen Polizeigewalt demonstriert hatte. 

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