• Für viele Eltern wird der Spagat zwischen Homeoffice und Kindererziehung zu groß. (Symbolbild)
  • Foto: Karl-Josef Hildenbrand/picture alliance/dpa

Corona-Wut: Jetzt kommt der Aufstand der erschöpften Eltern

Sie nennen sich Corona-Eltern und sie sind mächtig sauer. Auf Twitter berichten Mütter und Väter über ihren Spagat zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung während der Corona-Krise. Die Tweets reichen von Erschöpfung bis Wut – sie fühlen sich von der Politik vergessen. 

Seit vor fünf Wochen die Kitas geschlossen wurden, gibt es lediglich eine Notbetreuung für Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen. Gleichzeitig spitzt sich die Lage in den anderen Haushalten mit Kindern deutlich zu. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel am vergangenen Mittwoch leichte Lockerungen verkündete, wurden die Kitas nicht einmal erwähnt.

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Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) betonte am Montag in einer Pressekonferenz zum Auftakt der „Arbeitsgruppe Kita“ die Notwendigkeit, die Debatte für eine Entlastung der Eltern stärker zu führen. „In dieser besonderen Lage, durch das Zusammenleben der Familien auf engstem Raum, ist das Stresspotenzial deutlich höher“, sagte Giffey.

#CoronaEltern: Die Wut der Eltern auf Twitter

Für die wütenden und erschöpften Eltern auf Twitter klingt das alles in weiter Ferne, zu aufreibend ist der Alltag in Corona-Zeiten. Seit Montagabend steht auf Twitter der Hashtag #CoronaEltern in den Trends. Deutschlandweit berichten Eltern von ihren Erfahrungen – mittlerweile sind es fast 6000 Tweets.

„#Corona-Eltern sein heißt, hilflos mit anzusehen, wie Politik und Gesellschaft eher bereit sind, Läden bis 800qm öffnen zu lassen als Familien zu unterstützen, die angesichts der Mehrfachbelastung am Rande des Nervenzusammenbruchs sind.“, schreibt eine Twitter-Userin.

Oft kommt die unterdrückte Wut angesichts der gegenwärtig leichten Lockerungen an die Oberfläche. Eine Mutter antwortet auf den Tweet des WDR, der überfüllte Bürgersteige und volle Geschäfte beobachtet: „Wir #Corona-Eltern übernehmen gerade große Verantwortung für die Gesellschaft, indem wir zu Hause bleiben. Unsere Kinder waren es also nicht, wenn der nächste Shutdown kommt. Sie waren übrigens auch nicht in den Ischgl-Bars, bei Prunksitzungen oder Starkbieranstichen.“

Es herrscht Unverständnis bei den Corona-Eltern über die Öffnung der Läden, aber nicht die der Spielplätze. Vielen kommt die Gewichtung in Politik und Gesellschaft verschoben vor, scheint die Wirtschaft doch um einiges wichtiger zu sein, als die Kinder, die die systemrelevante Zukunft bewahrten.

#CoronaEltern: Unterdrückte Wut und am Rande der Erschöpfung 

Genauso unverhältnismäßig erscheint für die Eltern die Debatte um eine möglichst baldige Fortsetzung der Bundesliga – während viele von ihnen, am Rande der Erschöpfung, erst abends um 22 Uhr dazu kommen, die Präsentation für das Büro fertig zu machen.

Zynisch wird gefordert, dass jeder Politiker doch ein Kind zugeteilt werden sollte, dann würden auch bald Lösungen präsentiert werden. Mögliche Ansätze für Entlastungen dafür liefern die Eltern auf Twitter gleich mit: „Wir #Coronaeltern brauchen jetzt eine bezahlte Corona-Elternzeit inklusive Sonderkündigungsschutz und ohne Widerspruchsmöglichkeit des Arbeitgebers.“

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Und es hört nicht auf, scrollt man unter dem Hashtag auf Twitter, ist so schnell kein Ende in Sicht. Es ist ein virtueller Hilfeschrei an die Politik, an die „Arbeitsgruppe Kita“ und vor allem auch an die Gesellschaft. Die Corona-Eltern hoffen auf mehr Verständnis, endlich mit ihren Sorgen ernst genommen zu werden. 

Und trotzdem liest sich in den Kommentaren unter den Tweets teilweise immer noch die Pauschalantwort: „Du hast dir ausgesucht Kinder zu bekommen“ oder „Sorry, aber das macht meine Mutter seit 18 Jahren.“ (aba)

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