Der Streit um Namibia-Gestrüpp beendet: Hamburg kippt Öko-Energie-Projekt – vorerst
Namibisches Buschholz als Biomasse zur Wärmegewinnung in Hamburger Kraftwerken – was zunächst absurd klingt, war im vergangenen Jahr ein heiß diskutiertes Thema zwischen der Umweltbehörde, den Projekt-Initiator:innen und Hamburger Wissenschaftler:innen. Jetzt wurde das Projekt ausgesetzt: Ohne relevante Umbauten könne das städtische Unternehmen „Wärme Hamburg“ die großen Mengen an Buschbiomasse nicht verarbeiten – die drängenden Fragen gibt Hamburg an den Bund weiter.
Die Grundidee war, dass wild wuchernde Gestrüpp, das im südlichen Afrika für Probleme sorgt, in Hamburg zum Heizen für Wohnungen einzusetzen. „Die Verbuschung großer Flächen ist in Namibia ein ernstes Problem für die Natur und die Menschen, für die Artenvielfalt und die Landwirtschaft“, sagte Hamburgs Umweltstaatsrat Michael Pollmann (Grüne) vor einem Jahr.
Eine Arbeitsgruppe sollte unter Einbindung namibischer und deutscher Expert:innen aus NGOs, Wissenschaft und Verwaltung die technische Machbarkeit sowie wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte prüfen.
Hamburg: Doch kein Namibia-Gestrüpp zum Heizen
In einem Zwischenergebnis stellte sich jetzt heraus, dass eine Verbrennung der Buschholzbiomasse, in Form von Häckseln oder Pellets, zwar technisch möglich ist, jedoch ohne kostspielige Umbauten nicht machbar sein wird.
Die Diskussionen um das Namibia-Gestrüpp hatte im vergangenen Jahr die Gemüter erhitzt. Kurz nachdem die Umweltbehörde das Vorhaben vorgestellt hatte, fegte ein vernichtendes Urteil zur alternativen Energiegewinnung über das Projekt hinweg – das Ergebnis damals: Die Emissionen seien höher als die bei Kohle und Erdgas. Kurze Zeit später meldeten sich Projekt-Initiatoren zu Wort und erklärten, dass in diesen Kalkulationen mit falschen Annahmen gerechnet wurde. Es stand also Aussage gegen Aussage.
Hamburg gibt die Klärung der Fragen an den Bund weiter
Die Umweltbehörde teilte jetzt mit, dass es noch immer keine abschließenden Antworten auf die umfassende Ökobilanz der Entnahme und Verwendung von Biomasse gäbe. Daher würden sie diese Fragen, sowie die darüberhinausgehenden entwicklungspolitischen und sozio-ökonomischen Fragen an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung weiterreichen – mit der Bitte diese eingehender zu beleuchten.
Ein umfassender Bericht zum aktuellen Prüfprozess soll im Spätsommer mit allen Beteiligten in der Arbeitsgruppe diskutiert werden. (sr)