• Das Ölgemälde „Weihnacht 1813 in St. Petri“ von Siegfried Bendixen erinnert an die Vertreibung der Armen aus der Stadt.
  • Foto: Florian Quandt

Grausames Weihnachtsfest: Als die Armen aus Hamburg getrieben wurden

„Solch ein Weihnachten hat keiner von euch je erlebt und wird, so Gott will, kein Mensch in Hamburg je wieder erleben.“ Klingt ziemlich aktuell, nicht wahr? Aber nein, mit der Corona-Pandemie hat der Satz nichts zu tun. Hier spricht eine Hamburger Kaufmannstochter über Heiligabend 1813 und das war einer schwärzesten Tage in der Geschichte Hamburgs.

Damals gehörte die stolze Hansestadt zum Herrschaftsgebiet Napoleons und dessen Statthalter hieß Davout. Die Hamburger deutschten den französischen Namen ein, und zwar in „Die Wut“. Der Marschall war nämlich rücksichtslos.

Hamburger Geschichte: Belagerung am Nikolaustag

Am Nikolaustag 1813 begannen schwedische Truppen Hamburg zu belagern. Louis-Nicolas Davout bereite seine 42 000 Soldaten in der „Festung Hamburg“ auf eine längere Belagerung vor. Und dabei störten den brutalen Kommandanten die Einwohner der Stadt.

Schon im November 1813 hatte er den Befehl erlassen, dass sich jeder Hamburger Proviant für sechs Monate zu verschaffen hatte. Der Befehl wurde scharf kontrolliert. Wer die Lebensmittel nicht vorweisen konnte, wurde der Stadt verwiesen. Die Armen Hamburgs konnten dies natürlich nicht. Sie waren schon froh, wenn sie genug Nahrung für den kommenden Tag hatten.

Hamburgs Arme wurden aus der Stadt vertrieben

Am 24. Dezember 1813 eskaliert die Lage. In der Zeitung steht, dass alle, die nicht genug Proviant haben, mit Stockschlägen aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Ihr Hausrat und ihre Möbel würden von den Truppen beschlagnahmt.

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Und so geschieht es. Die Soldaten treiben die Menschen zur Petrikirche in der Mönckebergstraße. Die ist von der französischen Kavallerie leer geräumt und als Pferdestall genutzt worden. Bis zu 30000 Menschen sollen sich hier in der Heiligen Nacht in und vor dem Gotteshaus versammelt haben.

St. Petri: Gemälde erinnert an die Schreckensnacht

Napoleons Schergen treiben die Ärmsten dann die Stadttore hinaus in die bitterkalte Nacht. Das eindrucksvolle Ölgemälde „Weihnacht 1813 in St. Petri“ von Siegfried Bendixen erinnert in der Hauptkirche bis heute an das furchtbare Geschehen.

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Viele der Vertriebenen müssen vor den Stadttoren die Nacht verbringen. Hunderte erfrieren oder verhungern. In den nächsten Tagen versuchen Flüchtlinge nach Altona, Lübeck oder sogar Bremen zu gelangen. Doch der Weg ist viel zu lang. Allein in einem Massengrab in Ottensen werden mindestens 1138 Hamburger beigesetzt.

1841 bettete man die Gebeine auf den damaligen Friedhof „Vor dem Dammthor“ um. Auf dem befindet sich heute Planten un Blomen. Versteckt im Park an der Petersburger Straße steht ein Gedenkstein und erinnert an die Opfer von Marschall Davout.

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