Hamburger Pflegedienst am Limit: „Wir müssen uns schon Schutzmasken selber nähen“
Poppenbüttel –
Sie sind an vorderster Pflege-Front, sehen bis zu 20 Patienten am Tag – und sind daher auch besonders gefährdet: Die Angestellten im ambulanten Pflegedienst. In diesen schweren Zeiten bekommen sie sogar noch mehr Verantwortung. Die Pfleger selbst können sich aber nicht ausreichend schützen, sagt Magret Bahde vom Pflegedienst Tegelsbarg. Ihr eindringlicher Apell: „Vergesst uns nicht!“
„Wir sind ein ambulanter Pflegedienst in Hamburg Poppenbüttel und versorgen unsere Patienten mit viel Herz und Elan. Gerade in dieser für alle schweren Zeit arbeiten wir am Limit“. Das ist der Anfang einer E-Mail, die die MOPO erreichte. Geschrieben hat sie Margret Bahde, die stellvertretende Leiterin des Pflegedienstes Tegelsbarg.
Im Gespräch berichtet sie der MOPO, unter welchem Stress sie und ihre Kolleginnen arbeiten – und das meist ohne ausreichenden Schutz. „Wir müssen uns schon Schutzmasken selber nähen, weil wir sonst nichts bekommen. Die muss jede Kollegin abends nach der Schicht auskochen.“ Gegen das Coronavirus kaum ausreichend. „Was fehlt, das sind Schutzmasken und Kittel“.
Hamburger Pflegedienst am Limit
Bahde und ihre Kolleginnen hoffen, dass sich ihre rund 100 Patienten nicht anstecken, denn sonst stünden sie vor einem Dilemma: Hinfahren und sich selbst dem Risiko aussetzen, oder ihre Patienten bei Verdacht ans Krankenhaus verweisen.
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Viele der Patienten, die die Pflegerinnen täglich besuchen, haben schwere Erkrankungen und gehören zur Risikogruppe. Würde einer der Patienten positiv getestet, wären die Pflegerinnen wohl nicht mehr zuständig, sondern das Krankenhaus.
Auch nicht-examinierte Pfleger dürfen Medikamente ausgeben
„Wir sind am Limit“, sagt Bahde. Durch die Coronakrise kehren viele 24-Stunden Pflegekräfte aus dem Ausland in ihre Heimatländer zurück. Da die Grenzen geschlossen sind, kommen keine neuen nach, was mehr Arbeit für Bahde und ihr Team bedeutet.
Positiv sei, so Bahde, dass in dieser Krise die Krankenkassen ihre Regelungen bezüglich der Medikamentenausgabe gelockert haben: Von nun an dürfen auch nicht-examinierte Pflegekräfte Medikamente an ihre Patienten ausgeben. Ein Trend, den Bahde und ihre Kolleginnen sehr begrüßen.
Ein Patient wartet seit einer Woche auf ein Medikament
Und die Corona-Krise birgt noch weitere Tücken. „Einer unserer Patienten benötigt ein Neuroleptikum und gehört zur Hoch-Risikogruppe, darf also das Haus nicht verlassen.“ Seit einer Woche versucht Bahde an dieses Medikament zu kommen – vergeblich.
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„Die Hausärztin des Patienten sagt, sie darf das Medikament nicht verschreiben“. Der Neurologe, der es dürfte, will es nicht verschreiben. Die Begründung: Er habe den Patient zuletzt im August 2019 gesehen, der Patient müsse in seine Praxis kommen. Das könne er aber nicht. Ein bisher unlösbares Dilemma. Dennoch, betont Bahde, verlaufe der Dialog mit den meisten Ärzten weiterhin unkompliziert.
Was sich Bahde und ihre Kolleginnen wünschen, ist das, was derzeit aus vielen Berufsgruppen zu hören ist: Denkt an uns, nehmt uns war. Und vor allem: Hört uns zu!