Massive Kritik: Politiker und Initiative sauer über Hamburgs Schulpolitik
Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD)
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Die Kritik an Hamburgs Schulpolitik und Senator Ties Rabe (SPD) wird immer lauter. Bis zur Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz am Sonntag hielt Rabe am Präsenzunterricht fest. Jetzt sollen die Eltern in Hamburg selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken. Doch Fernunterricht und Digitalisierung, funktionieren auch nach rund neun Monaten Pandemie nicht überall. Oppositionsparteien und Initiativen schlagen jetzt heftigere Töne an.
Seit Mittwoch gilt in Hamburgs Schulen bis zum 10. Januar keine Anwesenheitspflicht mehr. Am Sonntag wurde die Regelung verkündet, danach hatten Eltern und Schüler zwei Tage Zeit, um sich für oder gegen eine Präsenz rund um die Weihnachtsferien zu entscheiden.
Hamburg: Eltern kritisieren Präsenzunterricht
Die Elterninitiative „Familien in der Krise“ veröffentlichte am Mittwoch ein Statement zu ihrer Sicht auf die Lage. Viele Schulen würden den Eltern nahelegen ihre Kinder zu Hause zu lassen, es gebe nur eine Notbetreuung.
„Von wegen Schulbetrieb – das ist Etikettenschwindel. Viele Eltern sind aus allen Wolken gefallen. Wieder einmal müssen sie sich um Betreuung und Beschulung des Nachwuchses kümmern“, sagt Anna-Maria Kuricová, Mitbegründerin von „Familien in der Krise Hamburg“.
Maskenpflicht für Hamburger Grundschüler kaum umsetzbar
Für Schulen und Eltern sei es ein „enormer Kraftakt“ in nur zwei Tagen den Schulbetrieb und Fernunterricht zu organisieren. Weiterhin kritisiert die Initiative die neue Maskenpflicht an Grundschulen. Kleine Kinder könnten mit der Maske noch nicht richtig umgehen, sie werde ständig angefasst und beim Spielen dreckig.
CDU und FDP in Hamburg fordern: Schulen zur Chefsache machen
Im Anschluss an die Regierungserklärung von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Mittwoch übte die Opposition vor allem Kritik an Hamburgs Schulsenator. CDU-Fraktionschef Dennis Thering und die FDP-Abgeordnete Anna vom Treuenfels-Frowein forderten vom Bürgermeister die Schulpolitik zur Chefsache zu machen.
Vorbereitungen für Hybridunterricht und Digitalisierung habe man „völlig verschlafen“, so Thering. „Seit August feiert sich der Senat dafür, dass 40.000 neue Laptops angeschafft wurden. Nur was nützen uns 40.000 Laptops, wenn sie am Ende nicht einsatzbereit sind.“ Auch von der Fraktionsvorsitzenden der Linken, Cansu Özdemir kam scharfe Kritik am Schulsenator.
Statistik: Höheres Infektionsrisiko für Hamburger Schüler
Der Schulsenator hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, dass Schulen „keine Infektionstreiber“ sind. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Hamburg (GEW) hat kürzlich die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und die des Statistikamts Nord ausgewertet. Daraus gehe hervor: Schulpflichtige haben ein höheres Infektionsrisiko als der Rest der Bevölkerung. Die GEW war mit dem Hamburger Sonderweg ebenfalls nicht einverstanden.
Aktuelle Zahlen: Präsenzunterricht wird in Hamburg kaum genutzt
Die Schulbehörde legte jetzt Zahlen vor, die stichprobenartig zeigen, welche Rückmeldungen es zum angebotenen Präsenzunterricht gibt. Dazu wurden 42 Schulen aus dem gesamten Stadtgebiet befragt, darunter Gymnasien, Stadtteil- und Grundschulen.
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Das Ergebnis: Vor und nach den Ferien wollen nur wenige Schüler am Präsenzunterricht teilnehmen. An den Grundschulen ist nicht einmal jeder sechste Schüler dafür angemeldet worden. An den weiterführenden Schulen ist die Quote im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Wie es für Hamburgs Schüler nach dem 10. Januar weitergeht, ist bislang offen. Am 5. Januar wollen sich Bund und Länder erneut über das weitere Vorgehen in der Pandemie beraten.