Nach Corona-Lockerungen: So trickst H&M die 800-Quadratmeter-Regel aus
Seit dem 20. April dürfen in Hamburg Geschäfte mit einer Ladenfläche unter 800 Quadratmeter wieder öffnen. Für viele kleine Läden ist die umstrittene Regelung ein erster Hoffnungsschimmer. Doch auch eine große Modekette profitiert mit einem Trick von der Lockerung.
Seit mehr als zwei Wochen schon dürfen Geschäfte in Hamburg wieder ihre Türen für Kunden öffnen, soweit deren Verkaufsfläche nicht 800 Quadratmeter übersteigt. Trotz der Lockerungen und der damit verbundenen Entlastung für viele Einzelhändler, stießen die schrittweisen Geschäftsöffnungen auch auf viel Kritik.
Branchenvertreter mit Kritik an 800-Quadratmeter-Regel
Wie tagesschau.de berichtete, sehen viele Branchenvertreter die Maßnahmen als unfair an. Die Geschäftsführerin vom Handelsverband Nord, Brigitte Nolte spricht sich klar gegen die Regelung aus, da die Kundenströme in der Realität so oder so nicht hoch seien, wie sie gegenüber der MOPO erklärte.
Video: So läuft der Corona-Neustart in den Läden
Auch Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Stefan Genth sieht die 800-Quadratmeter-Regel kritisch: „Lockerungen der Ladenschließungen dürfen sich nicht an Betriebsgrößen oder Verkaufsflächen festmachen. Die jetzt beschlossenen Vorgaben führen zu Wettbewerbsverzerrungen und Rechtsunsicherheiten“, sagte er gegenüber tagesschau.de
Hamburg: H&M-Filialen umgehen Corona-Regeln
Doch sind dadurch große Läden wirklich benachteiligt? Textil-Riese H&M beweist jedenfalls an mehreren Stellen in Hamburg das Gegenteil. Wie ein Reporter vor Ort berichtet, ist die zweistöckige H&M Filiale im Mercado in Altona komplett geöffnet – jedoch mit zwei separaten Eingängen und einer Trennung der Zugänge im Inneren der Filiale.
Somit hat das Unternehmen eine Filiale in zwei eigenen Geschäfte unterteilt. Bereiche, die über die erlaubte Fläche hinausgehen, seien abgetrennt und für den Kunden nicht erreichbar.
Mit zwei Eingängen: H&M öffnet komplette Filialen in Hamburg
Auch im Elbe-Einkaufszentrum hat mit dieser Taktik die komplette H&M-Filiale für Kunden geöffnet. Somit hat die Bekleidungs-Kette an den genannten Standorten aktuell wenig Nachteile durch die Corona-Beschränkungen.
Doch wie ist die Rechtslage in diesem Fall? Eine Sprecherin der Wirtschaftsbehörde bezog sich auf MOPO-Nachfrage auf das geltende Corona-Recht. Demnach dürfen Verkaufsstellen des Einzelhandels bis zu einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern öffnen. Größere Verkaufsflächen dürfen auf 800 Quadratmeter reduziert werden und dann ebenfalls öffnen. Die H&M-Filialen bewegen sich dem Anschein nach also in einer rechtlichen Grauzone.
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Die vielen Unklarheiten in Verbindung mit der Regelung könnten sich bald schon in Luft auflösen. Erste Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen oder das Saarland haben die 800-Quadratmeter-Regelung schon aufgehoben. Eine baldige Lockerung der Regel ist somit auch in Hamburg denkbar. In Schleswig-Holstein dürfen große Geschäfte bereits am kommenden Sonnabend wieder öffnen. (maw)