Tausende auf den Straßen: „George-Floyd“-Proteste: Warum die Demos so riesengroß sind
Rotherbaum –
Am Freitag solidarisierten sich rund 4500 Menschen mit dem getöteten George Floyd bei einer Demonstration vor dem US-Generalkonsulat in Hamburg und setzten damit ein Zeichen gegen rassistische Polizeigewalt. Erwartet wurden nur 250 Teilnehmer, weshalb die Polizei die Veranstaltung auflöste. Und am heutigen Sonnabend versammeln sich sogar 10000 Demonstranten am Jungfernstieg. Doch wieso kommen zu den Protesten so viele Menschen?
Die Protestaktion am Alsterufer am Freitag war aus dem Ruder gelaufen. Aber nicht, weil es etwa zu Zwischenfällen gekommen war – die Menschen hatten die ganze Zeit über friedlich demonstriert. Das weitaus größere Problem war die Masse an Menschen, die gekommen war. Denn: Dadurch konnte der Infektionsschutz gegen das Coronavirus nicht länger sichergestellt werden.
„George-Floyd“-Protest in Hamburg: Warum war die Demo so riesengroß?
Aus diesem Grund erklärte die Polizei die Versammlung bereits nach einer halben Stunde für beendet – doch es dauerte noch eine ganze Weile, ehe sich die Menschenmassen wieder auflösten. Die Beamten nahmen Gespräche mit der Versammlungsleitung auf, um die Ansammlung zu beenden. Wie die „Welt“ berichtet, müsse die Anmelderin nun mit einem Strafverfahren rechnen.
Die Veranstaltung war zuvor auf Facebook angekündigt und mehrfach geteilt worden. Unter anderem die „Gruppe für den organisierten Widerspruch“ hatte auf die Protestaktion am Freitag und auch auf die Demonstration am Samstag aufmerksam gemacht. Allein dieser Beitrag ist über 80 Mal geteilt worden, unter anderem von verschiedenen Antifa-Gruppen.
Demo-Ankündigung verbreitete sich auf Facebook und Co.
Auf diesem Weg hatte sich die Nachricht immer weiter in den sozialen Netzwerken verbreitet – und immer mehr Menschen entschlossen sich dazu, sich der Demonstration in Hamburg anzuschließen. Dass eine zu hohe Teilnehmerzahl die Protestaktion vorzeitig beenden könnte, davon war in den Beiträgen natürlich nichts zu lesen.
Video: „Georg Floyd“-Demo vor dem US-Generalkonsulat
Das Phänomen, dass die Antirassismus-Demonstrationen unerwartet groß werden, gibt es nicht nur in Hamburg: Die Protestbewegung aus den USA ist längst in Europa angekommen, überall gehen Tausende Menschen auf die Straße. Auch in Amsterdam mit 5000 Teilnehmern und in Paris mit sogar rund 20.000 Teilnehmern gab es deutliche Überschreitungen der erteilten Versammlungserlaubnis.
Instagram: Welle der Solidarität mit George Floyd
Fakt ist: Der Tod von George Floyd und der Rassismus gegenüber Minderheiten berühren die Menschen weltweit, selbst in Japan, wo aufgrund striktester Einwanderungsregeln so gut wie keine Ausländer leben, gibt es Soli-Demos. In den sozialen Netzwerken wird man geradezu überflutet mit Beiträgen zu den Themen Rassismus und Polizeigewalt: Auf Instagram, Twitter und Facebook solidarisieren sich Nutzer unter dem Hashtag #blacklivesmatter mit dem getöteten George Floyd aus den USA.
Der Fall scheint viele wachgerüttelt zu haben, sodass immer mehr Menschen aktiv gegen die herrschende Ungerechtigkeit vorgehen wollen – auch wenn das bedeuten kann, die derzeit niedrigen Infektionszahlen aufs Spiel zu setzen. Am Sonnabend kamen am Jungfernstieg nochmal weitaus mehr Menschen zusammen, um zu demonstrieren: 10000 versammelten sich, erlaubt waren 525. Alles über diese Demo lesen Sie hier.