Trotz Corona: An Hamburgs Schulen wird’s jetzt richtig eng
Eimsbüttel –
Obwohl regulärer Unterricht wegen Corona kaum stattgefunden hat, müssen in Hamburg nicht mehr Schüler als sonst die Gymnasien verlassen. Trotzdem gibt es ein großes Problem: Die Schulformwechsler sorgen für überfüllte Klassen in kleinen Räumen.
Laut Elternkammer hatten im Halbjahreszeugnis rund 3.300 Schüler der sechsten Gymnasium-Klassen den Hinweis erhalten, dass ihre Versetzung in Klasse Sieben gefährdet ist. Unter normalen Umständen hätten sie das zweite Schulhalbjahr nutzen können, um sich noch mal ins Zeug zu legen und die Noten zu verbessern. Aber das war wegen Corona nicht wirklich möglich.
Doch die Befürchtung, dass deshalb tausende Schüler die Gymnasien verlassen müssen und an Stadtteilschulen wechseln, hat sich nicht bewahrheitet. Tatsächlich müssen nicht mehr Kinder das Gymnasium verlassen als sonst.
Linke in Hamburg: 756 Schüler wechseln an Stadtteilschule
Eine Anfrage der Linken ergab, dass 756 Jungen und Mädchen an Stadtteilschulen wechseln, weil ihre Noten für einen Übergang in Klasse 7 des Gymnasiums nicht ausreichten. Das sind sogar weniger Schulwechsler als im Vorjahr mit 921 Schülern, die damals abgehen mussten.
Trotzdem sind die Zahlen jedes Jahr eine Herausforderung für die Stadtteilschulen, die die Kinder nun aufnehmen. Dazu die Linken-Abgeordnete Sabine Boeddinghaus: „Ein Drittel der Stadtteilschulen muss jetzt zusätzliche Klassen für abgeschulte Schüler einrichten.“ Bei 14 Prozent der Schulen führe das dazu, dass die Klassen voller sind, als im Schulgesetz vorgesehen.
Corona in Hamburg: Trotzdem werden die Klassen voller
„Gerade jetzt, wo die Corona-Pandemie Entzerrung erfordert, besteht die Behörde auf einer Verdichtung der Schulen und Klassen – das ist die falsche Richtung!“, so Boeddinghaus.
Die Ida Ehre Schule in Eimsbüttel gehört zu den Stadtteilschulen, die jetzt viel mehr Schüler aufnehmen müssen. Laut Elternrat kommen 44 Schüler für die 7. Klasse hinzu. Mit der Folge, dass mindestens eine weitere Parallelklasse eröffnet werden muss. Die Schule hätte dann in dieser Stufe acht parallele Klassen. „Und auch die anderen Klassen müssen auf die Frequenz von 25 bis 27 Schülern aufgefüllt werden“, sagt Elternrätin Antje Haubenreisser.
Ida Ehre Schule in Eimsbüttel: Elternrat protestiert
Die Schule ist aber in einem „Schumacher“-Bau untergebracht, der längst aus allen Nähten platze. Haubenreisser: „Zu kleine Klassenzimmer, katastrophale Sanitäreinrichtungen, drangvolle Enge hier und da. Viele Klassenräume sind deutlich zu klein.“ So konnten im Präsenzunterricht vor den Sommerferien selbst bei halber Klassenstärke die Corona-Richtlinien nicht eingehalten werden.
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„Die Schule ist aus unserer Sicht in vielerlei Hinsicht schlicht an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt.“ Die Eltern verlangen die längst überfällige Neugründung einer Stadtteilschule im Einzugsbereich. Schließlich sei sie von fünf Gymnasien umgeben.
Hamburger Schulbehörde: Entscheidung bleibt
Die Schulbehörde bleibt dabei, der Ida Ehre Schule die Schüler zuzuweisen. Das sei nur gerecht, denn diese Schule habe in den vergangenen beiden Jahren keine zusätzlichen Klassen in Stufe 7 eingerichtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Stadtteilschulen wie Eppendorf und Stellingen, die jedes Jahr zusätzliche Klassen eingerichtet hätten.
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Weil das in Stellingen in diesem Jahr nicht möglich sei, hat diese Schule sich laut Schulbehörde aber bereiterklärt, die ganze Jahrgangsstufe 7 mit jeweils 26 Schülern pro Klassen zu organisieren. Dabei soll eigentlich laut Schulgesetz an Stadtteilschulen keine Klasse mehr als 25 Kinder haben. Also werden im nächsten Schuljahr auch dort die Klassen voller und enger. Trotz Corona.