Einer hat schon abgesagt: Flick, Matthäus & Co.: Die Kandidaten für Löws Nachfolge
Diese Nachricht war ein echter Hammer: Jogi Löw macht nach der EM in diesem Jahr Schluss und wird nach 15 Jahren nicht mehr Bundestrainer sein. Wenig überraschend, dass die Gerüchteküche über seinen Nachfolger bereits jetzt kräftig am brodeln ist. Wer kommt infrage und kann die Nach-Löw-Ära prägen und gestalten? Ein Favorit sagte am Dienstag schon ab!
Die Diskussionen über die Nachfolge des 61-Jährigen sind längst entbrannt. Eine Ad-hoc-Entscheidung soll es nicht geben. Löw lasse dem Deutschen Fußball-Bund „die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. Welche Kandidaten werden in Betracht gezogen?
Löw hört auf: Wer wird der neue Bundestrainer? Klopp sagt für diesen Sommer ab
Jürgen Klopp (53, FC Liverpool)
„Es hängt von Jürgen Klopp ab: Er ist einer der wenigen Trainer, die selbst entscheiden, wann sie Bundestrainer werden wollen“, sagt Rudi Völler. Der Coach des FC Liverpool ist für die meisten Fans und sicher auch für die DFB-Verantwortlichen der beste Kandidat. Außerdem soll Klopp einem Bericht der „Bild“ zufolge die Heim-WM 2024 reizen.
Das könnte Sie auch interessieren: Alle EM-Spiele 2024 nun doch im Free-TV!
Sein Vertrag in Liverpool läuft noch bis 2024, ein vorzeitiger Abschied wurde jedoch zuletzt nicht ausgeschlossen. „Nein, ich werde in oder nach diesem Sommer nicht als möglicher Bundestrainer zur Verfügung stehen“, sagte Klopp allerdings am Dienstag und nahm sich damit selbst aus der Verlosung. „Man unterschreibt Verträge und versucht, sich daran zu halten. Das ist eine einfache Situation. Im Leben geht es immer um Timing. Wenn es nicht passt, muss man sich nicht aufregen, sondern muss mit den Dingen umgehen.“
Hansi Flick (56, FC Bayern München)
Nüchtern betrachtet der logische Nachfolger. Flick assistierte Löw beim WM-Triumph 2014, er kennt den DFB auch als früherer Sportdirektor in- und auswendig. Zuletzt nannte sogar DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff den Namen Flick als möglichen Bundestrainer-Kandidaten, was bei den Bayern nicht gut ankam.
Verlässt Hansi Flick die Bayern und wird Bundestrainer?
Nach Informationen der „Bild“ sind zudem Spannungen mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic nicht von der Hand zu weisen, weshalb Flick die Lage im Sommer neu bewerten möchte. Die guten Drähte zum DFB dürften in seinen Überlegungen dabei auch eine Rolle spielen.
Bisher jedoch überwiegt der Eindruck, dass Flick offensichtlich gar nicht will. „Ich weiß, was es bedeutet, beim FC Bayern zu arbeiten, und sehe keinen Grund, über etwas anderes nachzudenken“, sagte er kürzlich.
Klopp, Flick, Matthäus, Rangnick – wer wird der Löw-Nachfolger?
Ralf Rangnick (62)
Das Hindernis eines laufenden Vertrags gibt es bei Rangnick nicht. Der frühere Architekt des Erfolgsprojekts von RB Leipzig hat sich vom Red-Bull-Imperium gelöst und ist offen für neue Aufgaben. „Grundsätzlich ist das Amt des Bundestrainers für keinen deutschen Trainer ein Amt, das ihn nicht interessiert“, sagte er kürzlich.
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht Rangnick sogar „als großen Favoriten“ für die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw. „Ralf Rangnick ist frei. Da muss man nicht hoffen, dass in Liverpool die Ergebnisse weiter schlecht sind und Jürgen Klopp in die Kritik gerät“, sagte der 59-Jährige am Dienstag dem TV-Sender Sky.
Kandidat Matthäus sieht Rangnick in der Favoritenrolle
Fachlich ist Rangnick über jeden Zweifel erhaben, doch zwischen dem bekennenden Reformer und DFB-Direktor Oliver Bierhoff könnte es knirschen. Laut „Bild“ hat man beim DFB Respekt vor dem großen Umgestaltungswillen des Visionärs. Zudem könnte Rangnicks nicht selten pedantische Art und Detailversessenheit den Spielern aufstoßen.
Lothar Matthäus (59)
Aber auch Matthäus selbst ist im Rennen. Erst am Wochenende brachte Mehmet Scholl seinen früheren Mitspieler als Bundestrainer ins Gespräch, die „Bild“-Zeitung unterstützte diesen Vorstoß. Doch der Rekordnationalspieler, der bereits als Nationaltrainer in Ungarn arbeitete, hat offensichtlich andere Pläne.
Das könnte Sie auch interessieren: Neuer würde sich über DFB-Comeback von Müller freuen
„Natürlich interessiere ich mich für den Fußball und die Nationalmannschaft, aber ich bin mit meinem Leben zufrieden. Das schließe ich aus“, sagte Matthäus am Sonntag bei Sky90, „damit beschäftige ich mich gar nicht.“
U21-Coach Kuntz sowie Löw-Assissent Sorg als Geheimfavoriten
Stefan Kuntz (58, U21-Nationaltrainer)
Die bequemste und günstigste Lösung – und wohl nur für einen gewissen Übergang. Der U21-Nationaltrainer genießt aufgrund seiner Erfolge und seines loyalen Auftretens hohes Ansehen im DFB. Löw selbst hatte den früheren Nationalspieler vor einem Jahr als einen möglichen Nachfolger ins Gespräch gebracht: Kuntz leiste „hervorragende Arbeit“ und habe „eine sehr gute Ansprache an die Mannschaft“ mit sehr viel Empathie.
Die kumpelhafte Art könnte sich bei den Stars jedoch schnell abnutzen, auf ein neues taktisches Niveau dürfte Kuntz das DFB-Team auch nicht heben.
Marcus Sorg (55, Co-Trainer unter Löw)
Die Beförderung des derzeitigen Assistenten wäre der klassische DFB-Weg. Auch Löw hatte 2006 seinen einstigen Chef Jürgen Klinsmann als Bundestrainer abgelöst. Sorg kennt die Mannschaft, ist aus der zweiten Reihe in der breiten Öffentlichkeit aber bislang kaum aufgefallen.
Als Cheftrainer arbeitete der 55-Jährige kurzzeitig in der Bundesliga beim SC Freiburg, mit der U19-Nationalmannschaft wurde Sorg 2014 Europameister. Vor der EM 2016 in Frankreich rückte er in Löws Stab auf.
Nagelsmann und Tuchel sind eher was für die Zukunft
Julian Nagelsmann (33, RB Leipzig)
RB Leipzigs Erfolgstrainer Nagelsmann sagte am Dienstag, dass der Job beim DFB für ihn derzeit nicht infrage komme. Der 33-Jährige wird auch noch als Kandidat gehandelt werden, wenn der Löw-Nachfolger irgendwann abtritt.
Thomas Tuchel (47, FC Chelsea)
Tuchel, der mit Paris Saint-Germain im Sommer das Finale der Champions League gegen die Bayern verloren hatte, hat gerade erst beim FC Chelsea unterschrieben. Womöglich vorschnell? Der 47-Jährige, der bei Borussia Dortmund zwischenmenschliche Probleme mit den Verantwortlichen hatte, gilt als einer der besten Trainer Europas. Trotzdem ist eine sofortige Anstellung beim DFB eher unwahrscheinlich. (dpa/sid/tm)