Schalke, Werder, Derbys, Free-TV: Darum wird die neue 2. Bundesliga erstklassig!
Zweitklassig! Ein viel schlimmeres Schimpfwort kann man Fans von (ehemals) ruhmreichen Fußball-Traditionsvereinen wie Schalke 04, Werder Bremen oder dem HSV gar nicht entgegenschmeißen. Doch wenn die 2. Bundesliga ihre Saison 2021/22 am 23. Juli beginnt, werden diese gefallenen Giganten nicht alleine sein. Eine neue „Super League“ kommt dann also doch – im Unterhaus des deutschen Fußballs. Und das wiederum ist eine große Gefahr für die 1. Bundesliga.
Selbst Lothar Matthäus war nach dem Abstieg von Schalke und Bremen geschockt bis euphorisiert. „Es geht viel Tradition, Fan-Power und Bundesliga-Historie ein Stockwerk tiefer“, sagt der Rekordnationalspieler und Sky-Experte. „Dafür gibt es eine Zweite Liga, wie es sie noch nie gab.“ Da hat der „Loddar“ recht.
Jetzt auch Schalke und Werder! So viel Erstklassigkeit steckt in der 2. Bundesliga
Man kann sich dabei auf die bloße Statistik berufen: 30 Meistertitel haben die feststehenden Teams zusammen gewonnen. 307 Jahre Erstliga-Erfahrung spielt in der kommenden Saison definitiv in der Zweiten Liga. Allein Werder, der HSV und Schalke kommen auf 165 Jahre in der höchsten deutschen Liga. Und mit dem 1. FC Köln könnte über die Relegation gegen Holstein Kiel noch ein weiterer Hochkaräter hinzukommen.
Doch viel wichtiger sind die Emotionen, die diese und andere Vereine wie der FC St. Pauli, Hannover 96, der 1. FC Nürnberg, der Karlsruher SC oder auch die aufgestiegenen Ost-Giganten Hansa Rostock und Dynamo Dresden bei Fußball-Anhängern auslösen: Sie sind den meisten Fans zumindest nicht egal. Man kennt die Geschichte(n) der Klubs, hat ihren Werdegang zumindest grob verfolgt.
Bundesliga verliert Traditions-Klubs an 2. Bundesliga
Und das ist eines der vielen Probleme, die die 1.Bundesliga jetzt hat: Oben genannte einstige Konstanten fehlen. Was bleibt, ist die stets schon vor der Saison locker zu beantwortende Frage: Wer wird Meister? Hinter Dauer-Champion Bayern München gibt es dann mit Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC und dem VfB Stuttgart noch ein paar große Klubs. Wobei mit Größe in einigen Fällen eher die Fanbase gemeint ist.
Nicht mehr viele attraktive Klubs in der Bundesliga
Dann wären da noch die vier Betriebssportgemeinschaften Red Bull Leipzig, Bayer Leverkusen, SAP Hoffenheim und VW Wolfsburg, die finanziell Big Player sind, aber nie die Herzen der Fans in Gesamt-Fußballdeutschland erobern werden.
Und sonst? Bitte nicht falsch verstehen, aber Mainz, Augsburg, Freiburg, Union Berlin, Bielefeld, Bochum und Fürth sind nun einmal nicht die Namen, die den neutralen TV-Zuschauer mit Freude sein Sky-Abo verlängern lassen – zumal Streaming-Dienst DAZN jetzt ein Drittel der Bundesliga-Spiele exklusiv zeigt.
Kluges Wirtschaften: Kleine Vereine dienen HSV und Co. als Vorbild
Diese „kleinen“ Großen haben aber dem HSV, Schalke, Werder und Co. vorgemacht, was alles möglich ist, wenn man vernünftig wirtschaftet, nicht zum Größenwahn neigt und vielleicht mal den Trainer, aber nie die Philosophie austauscht. Sie alle spielen völlig zurecht und verdient in der 1.Bundesliga.
Denn klar ist auch: Die aktuelle Entwicklung ist keinesfalls Zufall. Das immer gleiche Muster gab und gibt es bei den abgestürzten Möchtegern-Großklubs zu erkennen. Chaos folgt auf Chaos, Fehlentscheidung auf Fehlentscheidung, Niederlage auf Niederlage. So findet man sich dann eben in der 2. Bundesliga wieder, auch wenn der „Anspruch“ ja ein anderer ist.
Läuft die Zweite Liga der Bundesliga den Rang ab?
Für die Fans der Zweitligisten ist das derweil eine vornehmlich gute Nachricht. Jede Woche sind Topspiele garantiert, bei vielen dürfte eine Art Retro-Feeling zur 1. Bundesliga der 90er eintreten. Für den HSV stehen gleich vier heiße Derbys gegen St. Pauli und Bremen an. In Aue, Sandhausen und Heidenheim freut man sich auf viele prominente Gäste.
Auch auf Schalke und anderswo werden – wenn Corona es erlaubt – die Stadien voll sein. Es ist ziemlich gut möglich, dass die Zweite Liga am Ende einen höheren Zuschauerschnitt als die Erste Liga haben wird. Es wäre ein weiterer Nackenschlag für das vermeintliche Premiumprodukt.
2. Bundesliga: Topspiel am Samstag live bei Sport1 im Free-TV
„Wir machen uns große Sorgen über das Bild der Bundesliga“, räumte Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann im „Kicker“ ein. „Für die internationale Vermarktung der Bundesliga ist das, was gerade mit dem Abstieg von Bremen und Schalke passiert, alles andere als positiv.“
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Die Sorgen „da oben“ sind berechtigt. Zumal jetzt ja auch noch der neue TV-Rechtevertrag greift. 33 Partien werden in der neuen Saison am Samstagabend (20.30 Uhr) von Sport1 im Free-TV übertragen. Es sind die Topspiele der 2. Bundesliga.