Wegen Coronavirus-Krise: Sogar Monaco-GP wackelt – Formel-1-Start erst im Juni?
Melbourne –
Die weltweite Corona-Krise bremst die Formel 1 immer mehr aus. Nach dem unwürdigen Absage-Chaos (hier lesen Sie mehr) des für Sonntag geplanten Saisonstarts in Melbourne wurden am Freitagmittag auch die kommenden Rennen in Bahrain (22. März) und Hanoi (5. April) abgesagt.
„Die weltweite Situation rund um Covid-19 ist schwer einzuschätzen“, sagte Formel-1-Boss Chase Carey (66). „Wir haben deshalb unsere Entscheidung gemeinsam mit den Veranstaltern getroffen, um die Sicherheit aller Beteiligten in der Formel 1 nicht zu gefährden.“
Und der US-Amerikaner kündigt an: „Wir versuchen die Rennen in Bahrain und Vietnam wieder in den Kalender zu integrieren.“
Auch die ersten Europa-Rennen wackeln
Aber auch die folgenden Europa-Rennen wackeln: die Holland-Premiere in Zandvoort (3. Mai), der Spanien-GP in Barcelona (10. Mai) und selbst der wichtigste Grand Prix des Jahres in Monaco (24. Mai).
Red-Bull-Sportchef Dr. Helmut Marko (76) prophezeit bereits jetzt: „Ich glaube, dass wir frühestens in Baku ein Rennen haben werden.“ Das wäre erst am 7. Juni.
Nachhol-Rennen in der Sommerpause im August?
Eine Entscheidung über die Europa-Rennen ist noch nicht gefallen. Doch Formel-1-Sportchef Ross Brawn (65) gibt einen Hinweis, dass es so kommen wird: „Wir haben Pläne, die Saison wieder aufzubauen, und wir versuchen, so viele der verlorenen Rennen wie wir nur können unterzubringen.“
Doch wann? Schon für einen Alternativ-Termin für den abgesagten China-GP gab es keine Team-Mehrheit. Bullen-Doktor Marko hat eine Idee: „Die Sommerpause im August mit Nachholrennen zu füllen, dann haben wir ab Baku eine ganz intensive Saison.“
Formel-1-Boss rechtfertigt Melbourne-Sturrheit
F1-Boss Carey rechtfertigte noch einmal, dass er den WM-Start wegen der Corona-Krise nicht schon vorher abgesagt hat: „Wir hatten noch vor ein paar Tagen das Gefühl, dass es richtig ist, nach Australien zu kommen. Rückblickend kann man die Dinge sicher anders sehen.“
Hier lesen Sie mehr: Die Chronologie der Corona-Krise in der Formel 1
Chase Carey kontert Lewis Hamiltons Kritik
Carey konterte auch die Geldgier-Vorwürfe von Lewis Hamilton (35), der die Nicht-Absage „schockiert“ kritisiert hatte: „Cash is King.“ Der Texaner sagte: „Wenn Geld wirklich die Welt regieren würde, dann hätten wir diese Entscheidung nicht getroffen.“
Hier lesen Sie mehr: Lewis Hamilton war schockiert über die Nicht-Absage
Der schloss sich auch FIA-Präsident Jean Todt (74) an. Der Franzose hatte in Melbourne noch mit Abwesenheit geglänzt und lieber bei einem Business-Empfang in Frankreich posiert.
Ein Armutszeugnis. Zwölf Stunden nach dem positiven Corona-Test bei einem McLaren-Mechaniker hatte die FIA alle Beteiligten und Fans im Unklaren gelassen.
Ferrari und Mercedes drängten auf Absage
Obwohl bei einem nächtlichen Krisengipfel Ferrari und Mercedes eine Absage gefordert hatten. Red Bull und einige kleine Teams wären nach eigener Aussage gerne angetreten, doch ohne Ferrari und Mercedes fehlte ihnen die Motor-Unterstützung.
Nach den Diskussionen sei „eine Mehrheit der Teams der Ansicht“ gewesen, dass das Rennen nicht stattfinden soll, teilte die FIA nachträglich mit.
Doch am Morgen schwiegen die Formel 1 und FIA weiter. So kam es, dass am Morgen Ungewissheit herrschte. „Wir sind aufgestanden, zur Strecke gefahren und wussten noch nicht, wo die Reise hingeht“, sagte Haas-Teamchef Günther Steiner (54).
Sebastian Vettel flüchtete schon per Flieger
Einigen Stars wie Sebastian Vettel (32) und Kumpel Kimi Räikkönen (40) wurde es dagegen zu bunt, sie verließen Melbourne vor der Absage per Flieger.
Fans warteten vergeblich auf Formel-1-Autos
Derweil standen am Freitag um 10 Uhr bereits zehntausende Fans vor den Toren der Strecke am Albert Park und hofften vergeblich auf Einlass. Zwei Stunden später sollte ursprünglich das erste freie Training beginnen.
Da hörte man schon das V10-Gebrüll des alten Minardi-Zweisitzers (hier geht’s zum Video), der zahlungskräftige Kunden beim F1Experience um die Strecke rast. Erst dann kam die Absage.
Hier lesen Sie mehr: Corona-Infizierte in Melbourne: Sebastian Vettel lacht die Sorgen weg
14 weitere McLaren-Mitarbeiter infiziert
Dass die Entscheidung richtig und unabwendbar war, zeigt die schnelle Ausbreitung des Virus vor Ort. Nach dem ersten bestätigten Coronavirus-Fall beim McLaren-Team wurden weitere 14 Personen des englischen Rennstalls in Quarantäne genommen.
Hier lesen Sie mehr: McLaren verweigert Chinesen den Zutritt
Diese Personen waren in engem Kontakt mit dem zuerst infizierten Mechaniker und müssen vorsichtshalber für 14 Tage im Hotel in Melbourne bleiben. Die Fahrer Carlos Sainz jr. (25) und Lando Norris (20) sowie der deutsche Teamchef Andreas Seidl (44) sind aber nicht darunter.
Die anderen unverdächtigen McLaren-Mitarbeiter erhielten die Freigabe, ins Fahrerlager zurückzukehren, um dort am Abbau mitzuhelfen. Anschließend sollen sie nach England zurückkehren. Dann dürfen sie aber als Vorsichtsmaßnahme für 14 Tage nicht in die Zentrale von McLaren in Woking.
Doch das dürfte angesichts der Absage-Flut auch nicht so tragisch sein. Die Gesundheit aller Beteiligten ist jetzt das Wichtigste.