Abiturient flüchtete aus Syrien: Jetzt ist er Krankenpfleger in Hamburg
Vor fünf Jahren kam der damals 18-jährige Besher Sabouni aus Syrien nach Deutschland. Der frischgebackene Abiturient hatte große Ziele – ein Medizinstudium war der Traum des jungen Mannes. Das hat bisher noch nicht geklappt, aber seit wenigen Tagen ist Sabouni nun examinierter Krankenpfleger. Tausende Syrer kamen wie Besher nach Hamburg. Die MOPO stellt einige von ihnen in einer Serie vor.
Die Ausbildung absolvierte Sabouni an der Asklepios Klinik Nord Heidberg – als Musterschüler, wie ihn seine Vorgesetzten gerne bezeichnen. Doch der Weg dahin war nicht immer einfach.
Hamburg: Abiturient aus Syrien ist jetzt Krankenpfleger
Als der junge Syrer im Oktober 2015 nach Deutschland flüchtete, konnte er zunächst weder ein Studium beginnen noch irgendwo arbeiten. „Ich bin nur mit einem Rucksack, meinem Abitur-Zeugnis und meinem Reisepass geflüchtet. Ich kannte niemanden, ich hatte noch nicht mal einen Führerschein“, erzählt der 23-Jährige. Doch in dem vom Krieg gebeutelten Land sah er keine Perspektive für sich, deshalb entschied er sich zur Flucht.
Ein Jahr lang durfte er gar nichts machen, berichtet er. Warum genau, das wisse er bis heute nicht. „Ich wollte einfach nur studieren, aber im Medizinbereich braucht man dafür ein besseres Abi und auch sprachlich hätte ich das wohl nicht geschafft“, sagt er.
Besher Sabouni wollte eigentlich Medizin studieren
Über eine Hilfsorganisation lernte er schließlich eine Frau kennen, der er erzählte, dass er gern im medizinischen Bereich arbeiten würde. Die Psychologin ermöglichte ihm dann ein Praktikum in einem Altenheim – inzwischen ist Sabouni zu ihr und ihrem Mann nach Nahe in Schleswig-Holstein gezogen. Er nennt sie seine „deutsche Familie“, denn sein Vater, ein Physik-Professor, und seine Mutter leben nach wie vor in Syrien.
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Sein „neuer“ Vater arbeitet ebenfalls bei Asklepios, über ihn habe er von dem Ausbildungsprogramm erfahren. Bewerben musste er sich aber genauso wie alle anderen auch – er war 2017 der erste syrische Flüchtling, der beim AK Heidberg eine Ausbildung anfing.
Syrer in Hamburg: Sprachbarriere war anfangs groß
„Am Anfang der Ausbildung konnte ich kaum deutsch sprechen, es war ein völlig neues System, da habe ich mir große Sorgen gemacht, ob ich das schaffen kann“, meint Sabouni. Zwar hätte er im Vorfeld einen Deutschkurs gemacht, denn das Sprachlevel B2 ist Pflicht, um einen Ausbildungsplatz zubekommen. Aber gerade der Theorie-Unterricht sei schwierig gewesen. Und nicht nur er hatte Zweifel, ob er die Ausbildung packen könnte, auch die Verantwortlichen am Klinikum waren sich anfangs unsicher.
„Die Anderen haben so zwei bis drei Stunden am Tag gelernt, ich musste eher sechs Stunden lernen, durch das ganze Übersetzen“, sagt der Krankenpfleger. Besonders die Fachwörter hätten ihm Probleme bereitet, aber mit der Zeit sei es immer besser geworden – auch durch das viele Lernen mit seinen Kollegen. Und auch von seiner „deutschen Familie“ hätte er viel Unterstützung erfahren.
Ausbildung, Beruf – und vielleicht doch noch ein Studium?
Darauf, dass er es nun geschafft hat und seine Ausbildung erfolgreich abschließen konnte ist er schon ein bisschen stolz. „Für mich ist das etwas Besonderes. Ich bin für meine Eltern in Syrien verantwortlich und auch meiner deutschen Familie wollte ich zeigen, dass sie recht hatten und ich es schaffen kann.“
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Wie es für Soubasi weiter gehen wird, weiß er noch nicht genau. Erstmal wird er wohl ein paar Jahre in der Klinik für Forensische Psychiatrie am AK Heidberg arbeiten – und vielleicht erfüllt er sich ja dann doch noch den Traum eines Medizinstudiums.
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