Neue Formel-1-Saison: Sommerpause gestrichen – Weltmeister erst Weihnachten gekrönt
Melbourne –
Die Formel 1 steuert auch nach der corona-bedingten Chaos-Absage (hier lesen Sie mehr) der ersten drei Rennen in Australien, Bahrain und Vietnam einen Schlingerkurs. Während der Weltverband FIA einen Re-Start der Saison „am 1. Mai“ ankündigt, spricht Formel-1-Boss Chase Carey (66) von „Ende Mai“.
Ja, was denn nun? Planen die Bosse mit dem Europa-Auftakt am 3. Mai in Zandvoort, am 24. Mai in Monaco oder sogar erst am 7. Juni in Baku? Darauf gibt es von FIA und Rechteinhaber Liberty Media keine Antworten.
Die Veranstalter in Zandvoort, wo am ersten Mai-Wochenende das niederländische Formel-1-Comeback nach 35 Jahren steigen soll, teilten mit: „Wir sind mit der FIA im Austausch über mögliche Konsequenzen für den Grand Prix.“
Auch Zandvoort rechnet mit Absage
Aber weil in Europa Sperrzonen eingerichtet und Massenveranstaltungen zur Vorbeugung verboten werden, richten auch sie sich schon auf eine Absage ein: „In dem Fall behalten die Tickets ihre Gültigkeit.“
Monaco-GP soll durchgezogen werden
Dass in dem Fall eine Woche später in Barcelona (10. Mai) gefahren wird, erscheint unrealistisch. Die Veranstalter in Monaco (24. Mai) gehen derzeit noch von einer Durchführung des wichtigsten Grand Prix aus.
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„Es ist ziemlich schwierig, die Situation vorherzusagen“, sagt Carey über die vielen Neuigkeiten aus Politik und Medizin, die maßgeblich seien, wenn man über eine Absage entscheiden muss.
Und sein Sportchef Ross Brawn (65), der sich nach dem ersten Corona-Fall bei einem McLaren-Mechaniker für eine Melbourne-Absage ausgesprochen hatte, sagt: „Ich glaube nicht, das jemand so eine Situation schon einmal erlebt hat.“
Formel 1 und FIA widersprechen sich
Das stimmt. Aber der Widerspruch zwischen Liberty-Statthalter Carey und FIA-Präsident Jean Todt (74) zeigt die Machtkämpfe und innere Zerrissenheit der Formel 1.
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Ein aus Geldgier aufgeblähter Kalender, mit dem im Februar abgesagten China-GP mindestens vier, schlimmstenfalls sieben Nachholrennen und zuviele unterschiedliche Interessen machen die Saison zur Mega-Baustelle.
Formel-1-Saison wird zur Mega-Baustelle
Die Bagger auf dem für das Comeback umgebauten Dünen-Kurs in Zandvoort sind ein gutes Sinnbild. Wo soll Baumeister Brawn vier bis sieben Nachholrennen in den engen Kalender integrieren, wenn sich schon für den Alternativtermin für den im Februar abgesagten China-GP keine Team-Mehrheit fand?
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Das Veto gegen ein Nachholrennen am 9. August, eine Woche nach dem Ungarn-GP, wegen der dann verkürzten Sommerpause wird nun ebenso wenig zu halten sein wie das gegen den 22. November zwischen Brasilien und dem WM-Finale in Abu Dhabi wegen eines anstrengenden „Triple-Headers“.
Szenario: Sommerpause gestrichen und fahren bis Dezember
Wahrscheinlich ist, dass in der Sommerpause (3.-26. August) gefahren wird. Das bestätigt auch Brawn: „Wir verschaffen uns mehrere Wochenenden, an denen wir ein Rennen haben können.“
Und auch im Dezember soll gefahren werden. Die Abu-Dhabi-Veranstalter signalisierten bereits, dass sie das WM-Finale nach hinten verschieben könnten. Möglicherweise wird der neue Weltmeister erst Weihnachten gekrönt.
Brawn rechnet mit mindestens 17 der ursprünglich 22 Grands Prix: „Ich glaube, wir können sie reinquetschen. Aber es hängt davon ab, wann die Saison beginnen wird.“
Lewis Hamilton: Gesundheit ist das Wichtigste
Für den regierenden König Lewis Hamilton (35) ist aber die Gesundheit das Wichtigste: „Niemand kennt die Ausmaße dessen, mit dem wir uns gerade beschäftigen. Wir sollten aber alle Vorsichtsmaßnahmen treffen, um so viele Menschen wie möglich so sicher wie möglich zu haben.“